Neues Standard-Holzbausystem soll Projekte erleichtern
Bild von Holzbau

Neues Standard-Holzbausystem soll Projekte erleichtern

16. Juni 2022

 · Gerald Weßel

Unter Federführung der Hochschule Wismar wird jetzt ein Standard-Holzbausystem entwickelt, das vor allem bei öffentlichen Bauten eingesetzt werden soll. Das vom Bund geförderte Projekt soll den Holzbau voranbringen und vereinfachen, gerade auch für kleinere und mittlere Zimmereien.

Das Holzbausystem soll unkompliziert umsetzbar sein und kleinen bis mittleren Zimmerei- und Holzbaubetrieben die Beteiligung an öffentlichen Ausschreibungen ermöglichen. Dabei soll das System produktneutral und unabhängig von einzelnen Herstellern aufgestellt werden.

Vielfältige Planungsinstrumente für Zimmerer

„Mit einem interdisziplinär entwickelten systematischen Ansatz für den Holzbau von öffentlichen Gebäuden werden schnellere Planungs-, Genehmigungs- und Bauabläufe, einfachere Prozesse und effizientere Gebäude aus Holz möglich“, erwartet Projektkoordinator Professor Martin Wollensak, Prorektor der Hochschule Wismar. „Auf diese Weise lassen sich die Wettbewerbsfähigkeit des Holzbaus und der Anteil an Gebäuden in Holzbauweise bei der öffentlichen Hand maßgeblich steigern“, sagt Wollensak, dessen wissenschaftlicher Schwerpunkt auf das energiebewusste und nachhaltige Bauen ausgerichtet ist.

Bild von Professor Martin Wollensak
Projektkoordinator Professor Martin Wollensak, Prorektor der Hochschule Wismar. (Foto: Hochschule Wismar)

Holzbausystem: Planungsinstrumente für Fertigung und Montage

Hierbei wird auch nicht nur ein Aspekt des Holzbaus in den Blick genommen, sondern das gesamte Bauwerk von der Planung bis hin zum möglichen späteren Abbau mitbedacht – inklusive Kostenkalkulation, Montage- und Rückbaukonzepten sowie Darstellung baurechtlicher Vorgaben und ökologischer Kennwerte.

„Die standardisierte Holzsystembauweise stellt Planungsinstrumente für Fertigung und Montage, Rückbaubarkeit und Weiterverwendung aller Bauteile bereit, ohne auf gestalterische Individualität und Vielfalt zu verzichten“, erklärt Wollensak. Das Holzbausystem berücksichtige ökonomische und ökologische Aspekte und belege die Wettbewerbsfähigkeit klimafreundlicher Holzbauten gegenüber herkömmlichen Bauweisen.

Bild von Holzbausystem
Nicht nur im Rohbau hübsch, sondern auch als fertiges Haus immer beliebter, wie die steigende Holzbauquote seit Jahren zeigt.

Holzbausystem: Konzepte und Kalkulationen

Das von einem Beirat aus Vertretern der Wissenschaft, der Holzwirtschaft und aus Holzbauunternehmen begleitete Projekt wird in drei Stufen umgesetzt: Entwicklung, Anwendung und Etablierung. Vorgesehen sind unter anderem die Konstruktion und Umsetzung digitaler, an verschiedene Nutzungsarten anpassbarer Prototypen samt Kostenkalkulation, Montage- und Rückbaukonzepten sowie Darstellung baurechtlicher Vorgaben und ökologischer Kennwerte. Die Projektbeteiligten entwickeln produktneutrale Konstruktionskataloge und ein webbasiertes Informationsportal „Standard-Holzbausysteme+nR“ und vernetzen es mit bereits existenten Holzbauportalen.

Projektziel: vollständiger Leitfaden Holzbausystem

Am Ende des Projektes wird ein vollständiges Holzbausystem mit Bauteilkatalog, Berechnungen, Nachweisen und Beispielen zur Integration technischer Gebäudeausrüstung vorliegen. Offen zugänglich sein wird es allen relevanten Zielgruppen durch einen Leitfaden Holzbau sowie durch Internetauftritte, Veröffentlichungen und Seminare.

Bild von Holzbausystem
Immer höher: Gelockerte Richtlinien ermöglichen seit Kurzem, einfacher mehrstöckige Holzbauten zu errichten.

Auflagen als Hemmnis für den Holzbau

Vor allem bürokratische Auflagen behindern die Umsetzung von Holzbauvorhaben. So werden etwa öffentliche Bauwerke aus Holz oftmals als Sonderbauwerke der Gebäudeklassen 4 und 5 eingestuft. Dies bringt vor allem beim Brandschutz besonders hohe Anforderungen mit sich. Der Holzbau unterliegt ähnlich hohen Auflagen wie Krankenhäuser oder Schulen.

Dies wirkt sich auch auf die Holzbauquote aus, also den Anteil der Holzbauten an allen Neubauten eines Jahres. 2020 knackte er in Deutschland bei Nichtwohngebäuden und Wohngebäuden jeweils erstmals die Marke von 20 Prozent. Nach einer Stagnation in den Jahren 2016/17/18 geht es weiter aufwärts – 2021 lag die Holzbauquote bereits bei über 21 Prozent. 

Bild von Zimmerer auf der Baustelle
Auch wenn immer öfter und mehr ganze Wandseiten extern in Fabriken hergestellt werden, spätestens beim Dachstuhl ist klassische Handarbeit gefragt.

Hemmnis bürokratische Genehmigungsverfahren

Für diese langsame Entwicklung beim Bauen mit Holz gibt es mehrere Gründe. Aus Sicht der Betriebe sind dies in erster Linie die bürokratischen Genehmigungsverfahren, die durch den Stellenabbau, fehlende Fachkompetenz und mangelnde Ausstattung in den Behörden verschärft werden. Zudem fehlen den Betrieben Facharbeiter und Führungskräfte. Als drittgrößtes Erfolgshindernis gilt die mangelnde Digitalisierung auf Seiten des Handwerks. Daran könnte das innovative Forschungsprojekt etwas ändern. Ende 2024 soll das offene Standard-Holzbausystem für öffentliche Gebäude fertig sein.

Sie interessieren sich für den Holzbau? Dann lesen Sie unseren Projektbericht über den Bau eines fünfstöckigen Mehrfamilienhauses in Holzbauweise.

Bild von Velux-Banner

Artikel jetzt teilen!

Weitere Artikel

Produkte

Safety first: Stufen-Mehrzweckleiter der Günzburger Steigtechnik

Aus der Praxis

Schieferdeckung: Der Spezialist aus Heidelberg heißt Föhner

Newsletter-Anmeldung

DACH-Ticker

Valentin Bremer gewinnt German Craft Skills 2024 der Dachdecker

Der Sieger der German Craft Skills 2024 Valentin Bremer kommt aus Hessen und hat von 200 möglichen Punkten 178,70 erreicht. Den zweiten Platz belegte John Seltmann aus Sachsen, Dritter wurde Linus Esseln, der Landessieger aus Rheinland-Pfalz. Bremer und Seltmann haben sich für die 30. IFD-Weltmeisterschaft junger DachdeckerInnen im Jahr 2026 qualifiziert. „Es ist immer wieder eine große Freude zu sehen, wie sehr sich junge Menschen für ihr Handwerk begeistern“, erklärte ZVDH-Vizepräsident Jan Voges, der als Zuschauer vor Ort war.

Bild von Velux-Banner

30. Oktober 2024

Georg Harrasser wird neuer Geschäftsführer bei Nelskamp

Georg Harrasser übernimmt ab November 2024 die Geschäftsführung der Dachziegelwerke Nelskamp. Der 58-jährige Maschinenbauingenieur ist ein alter Bekannter in der Bedachungsbranche. Nach mehr als 25 Jahren bei der BMI Group war Harrasser zuletzt als Präsident bei der Carlisle Construction Materials Europe tätig. Er folgt auf Heiner Nelskamp, der im Mai 2024 als Geschäftsführer in Rente gegangen ist. „Nelskamp ist ein bekannter Name und wird als ein führender Hersteller von Dacheindeckungsmaterial in Deutschland sehr geschätzt. Der Ausbau des deutschen sowie internationalen Geschäfts ist eine spannende Aufgabe, auf die ich mich sehr freue“, so Harrasser.

Bild von Velux-Banner

17. September 2024

A. Ewald Kreuzer wird Ehren-Landesinnungsmeister der bayerischen Dachdecker

Nach Abschluss der Neuwahlen der Vorstandschaft auf dem jüngsten Landesverbandstag der bayerischen Dachdecker stellte der neu gewählte Landesinnungsmeister Mario Kunzendorf den Antrag, A. Ewald Kreuzer für seine herausragenden Verdienste während seiner knapp 20-jährigen Amtszeit als Landesinnungsmeister zum Ehren-Landesinnungsmeister zu ernennen. Kunzendorf bekräftigte die Aussage von ZVDH-Präsident Dirk Bollwerk, dass mit der Zeit von Kreuzer als Landesinnungsmeister eine „Ära“ zu Ende gehe und ergänzte, dass dieser Begriff selten treffender hätte sein können.

Bild von Velux-Banner

18. Juli 2024

ifo Institut erhöht Prognose auf 0,4 Prozent Wirtschaftswachstum für 2024

Das ifo Institut hat seine Prognose für das Wirtschaftswachstum im laufenden Jahr auf 0,4 Prozent heraufgesetzt, von 0,2 Prozent bislang. Im kommenden Jahr dürfte es sich beschleunigen auf 1,5 Prozent. „Es entsteht gerade neue Hoffnung“, sagt ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser. „Die deutsche Wirtschaft arbeitet sich langsam aus der Krise. Das zweite Halbjahr 2024 dürfte deutlich besser ausfallen als das erste.“ Gleichzeitig wird die Inflation abflauen, von 5,9 Prozent im vergangenen Jahr auf 2,2 Prozent in diesem und auf nur noch 1,7 Prozent im kommenden Jahr.  

Bild von Velux-Banner

20. Juni 2024

17 Prozent weniger Baugenehmigungen im April 2024 als im Vorjahr

Im April 2024 wurde in Deutschland der Bau von 17 600 Wohnungen genehmigt. Wie das Statistische Bundesamt mitteilt, waren das 17 Prozent oder 3600 Baugenehmigungen weniger als im April 2023. Im Vergleich zum April 2022 sank die Zahl der Baugenehmigungen sogar um 43,5 Prozent oder 13 500 Wohnungen. Von Januar bis April 2024 wurden 71 100 Wohnungen genehmigt. Das waren 21 Prozent oder 18 900 Wohnungen weniger als im Vorjahreszeitraum. „Deutschlands Wohnungsnot verschärft sich weiter. Was heute nicht genehmigt wird, können wir morgen nicht bauen und wird den Mieterinnen und Mietern am Markt fehlen“, erklärt Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands Deutsches Baugewerbe.

Bild von Velux-Banner

18. Juni 2024

Bundesweite Zoll-Razzia gegen Ring von Dachdecker-Betrügern

Die Staatsanwaltschaft Osnabrück ist mit einer Großrazzia unter anderem im Raum Osnabrück und Leer gegen ein illegales Netzwerk sogenannter fliegender Dachdecker vorgegangen. Bei den Ermittlungen gegen Dachdecker-Betrüger geht es unter anderem um den Vorwurf Schwarzarbeit. Laut Staatsanwaltschaft Osnabrück vollstreckten in einer Razzia 590 Zollbeamte mehr als hundert Durchsuchungsbeschlüsse in Niedersachsen, Hamburg und Berlin. Außerdem unterstützten Spezialkräfte der Polizei die Durchsuchungen von Wohnungen und Gebäuden. Es wurden laut Staatsanwaltschaft Arrestbeschlüsse in Höhe von mehr als 800 000 Euro erwirkt. Es seien deshalb umfangreiche Vermögenswerte in bar sichergestellt worden.

Bild von Velux-Banner

4. Juni 2024

Auftragseingang im Bauhauptgewerbe steigt im Februar 2024 erstmals wieder an

Der reale, also preisbereinigte Auftragseingang im Bauhauptgewerbe ist nach Angaben des Statistischen Bundesamtes im Februar 2024 gegenüber Januar 2024 kalender- und saisonbereinigt um 1,8 Prozent gestiegen. Das gilt auch für die Umsätze, die sich sogar um 2 Prozent erhöhten. Der Auftragseingang nahm im Hochbau um 0,5 und im Tiefbau um 2,9 Prozent zu. Auch gegenüber dem Februar 2023 gibt es eine Steigerung um 0,9 Prozent.

Bild von Velux-Banner

25. April 2024

Positiver Trend im Dachdeckerhandwerk: Steigerung der Azubizahlen

Die aktuellen Zahlen zeigen einen erfreulichen Anstieg der Azubizahlen im Dachdeckerhandwerk. Derzeit erlernen 8490 junge Menschen diesen Beruf, was einem leichten Anstieg um 0,75 Prozent im Vergleich zum Vorjahr mit 8427 Auszubildenden entspricht. Rolf Fuhrmann, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands des Deutschen Dachdeckerhandwerks (ZVDH), betont die positive Entwicklung trotz der allgemeinen Ausbildungssituation und intensiver Konkurrenz mit anderen Berufen.

Bild von Velux-Banner

7. Februar 2024

Holzhandel erzielt im Jahr 2023 deutlich weniger Umsatz

Das schwierige wirtschaftliche Umfeld verbunden mit einer sehr schwachen Baukonjunktur sorgten beim deutschen Holzhandel 2023 insgesamt für einen Umsatzrückgang von 15 Prozent. Teilweise ist dieser Umsatzrückgang aber auch weiter nachgebenden Preisen geschuldet. Die Jahresauswertung des monatlichen GD Holz Betriebsvergleiches zeigt deutlich, dass die schwachen Absatzmärkte im vergangenen Jahr voll auf die Umsatzentwicklung der Branche durchgeschlagen haben. Alle wichtigen Sortimente im Holzhandel sind von diesem Umsatzrückgang betroffen, am stärksten Schnittholz mit einem Umsatzrückgang von 24 Prozent.

Bild von Velux-Banner

2. Februar 2024

ifo Institut: Rentenalter an steigende Lebenserwartung koppeln

Das ifo Institut Dresden hat sich dafür ausgesprochen, das Rentenalter an die steigende Lebenserwartung zu koppeln. „Einige unserer Nachbarländer haben das bereits beschlossen, so die Niederlande, Schweden und Finnland“, sagt ifo-Rentenexperte Joachim Ragnitz. In den Niederlanden werde folgende Regel angewendet: Wenn die Menschen drei Jahre länger leben, müssen sie zwei Jahre länger arbeiten und bekommen ein Jahr länger Rente. Das Verhältnis von Rentnern zu Erwerbstätigen würde damit auch nach dem Jahr 2040 stabil bei rund 40 Prozent liegen und nicht auf fast 50 Prozent steigen, wie derzeit prognostiziert. 

Bild von Velux-Banner

16. Januar 2024