Dachdeckerin findet Nische: Balkonabdichtungen mit Flüssigkunststoff
Bild von Caroline Pauels

Dachdeckerin findet Nische: Balkonabdichtungen mit Flüssigkunststoff

13. September 2022

 · Knut Köstergarten

Caroline Pauels redet so, wie es sich gehört für eine, die aus dem Ruhrpott kommt. „Ich schnappe mir den Eimer und los geht’s.“ Wo andere Dachdecker einen großen Bogen um diese dreckige Arbeit machen, hat sie ihren Spaß. Worum es geht? Die Dachdeckermeisterin hat sich mit ihrem Betrieb CC Dachdeckerei in Saarmund bei Potsdam, den sie gemeinsam mit Partner Christian Schütze führt, auf Balkonabdichtungen mit Flüssigkunststoff spezialisiert.

Bild von Balkonabdichtungen mit Flüssigkunststoff
Work in Progress: Blick vom Gerüst auf den Balkon (Titelbild und alle Fotos: Caroline Pauels).

Material geht auf die Haut und in die Klamotten

Das zähflüssige Material geht auf die Haut und zieht in die Klamotten. Kein Problem für die 35-Jährige: „Ich kann damit gut umgehen und arbeiten.“ Weil sich der Betrieb in diesem Bereich einen Namen gemacht hat, erhält die Dachdeckermeisterin auch Aufträge von größeren Dachdeckerbetrieben, als Subunternehmerin. Ein Grund: Keiner im Team will Balkonabdichtungen mit Flüssigkunststoff machen. Pauels ist sich dafür nicht zu schade. Die meisten Aufträge gibt es über gut gepflegte Kontakte zu Wohnungsbaugesellschaften in Potsdam und Berlin. „Die haben so viele Balkone, die nach und nach saniert werden müssen“, weiß Pauels. Arbeit ist da immer.

Lesetipp zu Caroline Pauels: Direkt und herzlich: Dachdeckerin hat den Osten erobert

Vielfältige Schadensmuster bei Balkonen

Denn Balkone sind das ganze Jahr über der Witterung ausgesetzt. Nicht nur Regen, Schnee und Eis, sondern auch die UV-Strahlung des Sonnenlichts, jahreszeitlich bedingte Temperaturschwankungen und mechanische wie chemische Belastungen setzen den Flächen zu. Das führt im Laufe der Zeit zu vielfältigen Schadensmustern: Undichtigkeit, Oberflächenrisse, Abplatzungen und Ausblühungen sind nur einige davon.

Bild von Caroline Pauels bei ihrer Arbeit auf einem Balkon
Hat ein Faible für die exakte Ausführung im Detail: Caroline Pauels.

Genauigkeit zählt bei Balkonabdichtungen

Caroline Pauels hatte schon vor der Selbstständigkeit, die sie 2008 nach der Meisterprüfung in den Osten führte, viel mit Flüssigkunststoff gearbeitet. Auf den Balkonen und auch auf dem Flachdach ist sie in ihrem Element. Hier kann sie allein so arbeiten, wie sie will. Und sie kann ihr Faible für exakte Ausführung im Detail ausleben. „Bei Balkonabdichtungen mit Flüssigkunststoff musst du genau sein. Ich bin da so wie der Detektiv Monk in der gleichnamigen Serie“, erzählt Pauels. Monk leidet unter einer Zwangsstörung, so muss etwa in seiner Wohnung alles exakt an seinem Platz sein. Zugleich löst er jeden Fall, weil ihm keine Kleinigkeit entgeht.

Die Details schön ausarbeiten

Ein zugleich lustiger und passender Vergleich. „Vor allem Details müssen bei mir schön ausgearbeitet sein“, berichtet die Dachdeckermeisterin. Denn an den Türanschlüssen, der Regenrinne, den Gullys oder den Geländerstützen wird jeder Fehler bestraft durch späteres Eindringen von Feuchtigkeit. „Im Zweifel muss schon mal der Tischler kommen, damit ich tatsächlich die passende Anschlusshöhe habe für die Abdichtung unter der Balkontür.“

Bild von Balkon
Mit Balkonabdichtungen mit Flüssigkunststoff hat die Dachdeckermeisterin eine lukrative Nische gefunden.

Außendienstler des Herstellers berät auf der Baustelle

Pauels schwört nach einem Wechsel des Herstellers vor einigen Jahren heute auf die Produkte des Herstellers Enke. Vor allem deshalb, weil der Kontakt zum zuständigen Außendienstler so gut ist. „Den muss ich nur anrufen, er findet für jedes Problem eine Lösung.“ Positiv findet sie auch, dass der Außendienstler die Beratung direkt vor Ort auf der Baustelle macht, gerade dann, wenn es mal schwierig wird. „Auf den normalen Schulungen hast du hingegen nur rechtwinkelige Ecken, da läuft immer alles glatt“, sagt die Dachdeckermeisterin.

Eigenen Betrieb Schritt für Schritt aufgebaut

Entspannt läuft es auch vor Ort auf den Baustellen. „Heute wundert sich keiner mehr, dass dort eine Frau auftaucht für die Balkonabdichtungen“, berichtet Pauels. Als sie startete 2008 war das noch anders. Doch die 35-Jährige ist sowieso keine, die klein beigibt. Mit ihrem Partner hat sie den Betrieb, der Mitglied der Dachdecker-Einkauf Ost eG ist, Schritt für Schritt aufgebaut, aktuell lernen sie gerade wieder einen Helfer als zusätzliche Kraft an.

Bild von Caroline Pauels mit DachdeckerMädelz
Wiedersehen auf der Messe Dach+Holz: Mit Raffaella Ebert (links) machte Caroline Pauels die Ausbildung im bayerischen Waldkirchen, mit Stephanie Kühnel (Mitte) dort die Meisterschule.

Werbebriefe an Hausverwaltungen

Sie erinnert sich: „Wir hatten so eineinhalb Kontakte zu Architekten und haben dann Werbebriefe an viele Hausverwaltungen geschrieben.“ Danach fuhren die beiden Inhaber zum persönlichen Gespräch, weil „das ja eine Vertrauenssache ist“. Heute haben sich die Kontakte etabliert, Aufträge kommen regelmäßig herein. „Ich habe gerade vor meinem Urlaub noch eine Flachdachabdichtung mit Flüssigkunststoff über 230 Quadratmeter fertiggestellt.“ Flachdach ist auch ihr Ding. „Ich habe den Ehrgeiz, jede Abdichtung und Schweißnaht wirklich top zu machen.“

Bild von Flachdachabdichtung mit Flüssigkunststoff
Flachdachabdichtung mit Flüssigkunststoff über 230 Quadratmeter: Ein Projekt nach dem Geschmack der Dachdeckermeisterin.

Wanderurlaub von Bayern nach Italien

Caroline Pauels macht ihre Dachdeckersache auf die eigene Weise und ist gerne allein auf Baustellen. Doch so ist es nicht nur auf der Arbeit. In ihrem aktuellen Urlaub wandert sie solo von Bayern in Richtung Italien, genießt die Ruhe, entspannt sich in der Bewegung. „Eigentlich wollte ich Mountainbike fahren, aber nach einem Missgeschick beim Motocross musste ich mein Handgelenk schonen“, erzählt die Dachdeckermeisterin, die auf Instagram aktiv ist und dort coole Bilder postet. 

Bild von Caroline Pauels
Caroline Pauels in Motorcross-Kluft (Foto: Rocketpix).

Leidenschaft Motocross

Beim Motocross fährt sie seit Jahren Rennen, nicht ohne Risiko. Denn ein Sturz kann auch einen Ausfall auf der Arbeit bedeuten. Aber die 35-Jährige liebt halt das, was sie macht und zieht es durch auf ihre Weise. „Ich habe schon die Hummeln im Po“, sagt sie über sich. Dann wünschen wir weiterhin viel Spaß bei der Bewegung, auf der Arbeit in luftiger Höhe und in der Freizeit.

Bild von Caroline Pauels beim Motocross
Vollgas gibt die Dachdeckermeisterin auch gerne auf der Motorcross-Piste (Foto: Koepi Pictures).

Sie interessieren sich für Betriebe, die sich spezialisieren? Dann lesen Sie unsere Story über die „Familienspezialität Flachdach: Dachdeckermeister Stefan Overdick“.

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