Dachdeckermeister Yannick Menkhoff verwirklicht seinen Lebenstraum
Bild von Sanierung Leopoldinum durch Dachdeckerbetrieb Gläßner GmbH

Dachdeckermeister Yannick Menkhoff verwirklicht seinen Lebenstraum

10. August 2023

 · Anja Streiter

Vor sieben Jahren kaufte Yannick Menkhoff (33) den Dachdeckerbetrieb Gläßner GmbH in Bad Salzuflen und übernahm vom damaligen Inhaber Heinz Dieter Starke dessen vier Mitarbeiter. Heute hat der 1924 gegründete Betrieb über 60 Angestellte. Im Juni 2023 erhielt der Dachdeckermeister für seine Leistung den Preis „Dachkrone“ in der Kategorie „Erfolgreichste Unternehmensnachfolge“. 

Bild von Yannick Menkhoff, Geschäftsführer des Dachdeckerbetriebs Gläser GmbH
Hat genaue Vorstellungen, was er erreichen will: Dachdeckermeister Yannick Menkhoff. (Alle Fotos Gläßner GmbH)

Ein klares Ziel vor Augen

Yannick Menkhoff hatte schon als junger Dachdeckermeister eine genaue Vorstellung von dem, was er erreichen wollte: Inhaber und Geschäftsführer des größten Dachdeckerbetriebes in Ost-Westfalen werden. Er wollte den Betrieb schaffen, von dem er als Dachdecker immer geträumt hatte: wo die Mitarbeitenden sich wohlfühlen und sich mit ihren Stärken entwickeln können. 

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„Ich wollte immer viele Mitarbeiter beschäftigen können“, erinnert sich Yannick Menkhoff. „Ich freue mich, wenn ich ihnen einen Job geben kann, in dem ich selbst gerne gearbeitet hätte. Ich bin auch ein bisschen verrückt, was das angeht. Denn ich bin bereit, dafür immer neue Risiken einzugehen, mich zu verändern und zu verbessern. Gemeinsam haben wir auch schon viel erreicht.“  

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Die Mitarbeiter sollen sich wohlfühlen und ihre Stärken entwickeln können.

Wachstumskurs nach Betriebsübernahme

2007 begann Yannick Menkhoff seine Ausbildung zum Dachdecker. 2014 folgte der Meister in Vollzeit. Während der Meisterschule sah der junge Dachdecker für sich drei Möglichkeiten: in der Industrie arbeiten, einen Betrieb gründen oder einen Betrieb zu übernehmen. Da hörte er von einem Betriebsinhaber, der einen Nachfolger suchte. Yannick Menkhoff nahm Kontakt auf, die Übergabe wurde ins Auge gefasst und 2016, nach einem halben Jahr Mitarbeit als Dachdeckermeister, übernahm Menkhoff.


Schon ein Jahr nach der Übernahme hatte der Betrieb sechs Mitarbeitende mehr. Im zweiten Jahr wuchs die Belegschaft auf 21 Angestellte. Zwei Jahre später, 2019, übernahm Yannick Menkhoff auch den Betrieb des größten Mitbewerbers vor Ort, die Fritz Jünemann und Horst Vossler GmbH & Co KG mit ihren 12 Mitarbeitenden. Im Januar 2022 kam noch die Belegschaft der ebenfalls übernommenen Tischlerei und Zimmerei Althof hinzu.

Bild von Sanierung Leopoldinum durch Dachdeckerbetrieb Gläßner GmbH
Ein Großprojekt: die Dachsanierung des Altbaus Leopoldinums, des ältesten Gymnasiums Detmolds.

 

70-jähriger Altgeselle auf dem Dach

Immer noch dabei sind die ersten vier Angestellten, die Yannick Menkhoff 2016 übernahm. Sie haben seitdem jeden Schritt der Vergrößerung und Veränderung mitgetragen und bildeten jahrelang das Grundteam auf den Baustellen. Darunter ist der 70-jährige Altgeselle Erhard Schiefelbein, der seit nunmehr 55 Jahren für den Betrieb Gläßner auf dem Dach steht. 

Heute sind im Team um Yannick Menkhoff rund 50 Mitarbeitende auf den Baustellen unterwegs, darunter 32 Dachdeckergesellen und sechs Meister aus dem Dachdecker-, Zimmerer- und Malerhandwerk. 14 Angestellte halten den Betrieb im Büro am Laufen: Dachdeckermeister, Bauingenieure, Buchhalterinnen, ein Marketingmanager und ein Disponent. Aktuell werden acht Lehrlinge im Betrieb ausgebildet.

Bild von Team des Betriebs Gläßners
Das Team der Gläßner GmbH mit Kran und Fuhrpark.

Stolz auf die Leistung seines Teams

Yannick Menkhoff ist stolz auf das, was er mit seinem Team geschafft hat: „Wir haben dreimal eine erfolgreiche Betriebsübernahme gemacht. Angefangen haben wir mit einem Unternehmen, das wirtschaftlich nicht gut aufgestellt war. Wir haben es durch gute Restrukturierung in kürzester Zeit enorm wachsen lassen. Die wenigsten Betriebe wachsen in einem so großen Sprung.“

Gute Kommunikation ist die schwerste Aufgabe

Das schnelle Wachstum eines Unternehmens birgt besondere Risiken und verlangt Entwicklungs- und Veränderungsbereitschaft des Unternehmers und der Angestellten. In der Betriebsführung reicht eine lineare Anpassung nicht aus. „Die monatlichen Umsätze erhöhen sich so gewaltig, dass die Vorfinanzierung gut zu bedenken ist.“ erklärt Yannick Menkhoff. „Man muss laufend im Rechnungsschluss bleiben, sonst fehlt schnell eine halbe Million. Es gibt auch viel mehr Kommunikationswege. Die Kommunikation läuft über immer mehr Leute, zum Beispiel den Platzwart oder den Bauleiter. Eine saubere Kommunikationsführung ist die schwerste Aufgabe.“

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Ob auf der Baustelle oder generell im Team: Gute Kommunikation ist für Yannik Menkhoff sehr wichtig.

 

Weg in die Digitalisierung gehen

Vom Geschäftsführer eines Handwerksbetriebes zum Manager eines Unternehmers: Menkhoff will auf das nächste Level kommen. Unter kundiger Begleitung im Rahmen eines Coachings geht er jetzt entschieden den Weg in die Digitalisierung. „Es wurde klar, dass es dieses Jahr passieren muss. Bislang hatten wir nur im Bereich Lohn- und Gehaltsabrechnung die DATEV-Software benutzt. Jetzt stellen wir auf neue Programme um. Natürlich führen wir alle Mitarbeiter, von denen die meisten ja typische Handwerker sind, da Schritt für Schritt heran“, erläutert Yannick Menkhoff. „Sie müssen sich von Stundenzetteln verabschieden und digitale Abläufe und Dokumentation verinnerlichen.“

In diesem Prozess weiß der junge Unternehmer sein Team hinter sich. „Alles was Veränderung verlangt, löst schon erstmal Unmut aus. Aber ich habe sehr viele gute Erfahrungen gemacht. Auch die Mitarbeiter wollen eine Verbesserung der Abläufe.“

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Über den Dächern von Detmold: Zwei Mitarbeiter der Gläßner GmbH.

Betriebliche Prozesse transparent machen

Im Betrieb Gläßner, Mitglied der DEG Dach-Fassade-Holz eG, hat man sich etwa für die Software Trello entschieden, mit der Kommunikationswege und auch Betriebsabläufe für alle einsehbar abgebildet werden können. Menkhoff kann über Tickets Aufgaben verteilen. Es gibt immer eine aktuelle Übersicht und auch die Angestellten sehen genau, was sie noch erledigen müssen. „Damit kann ich Prozessketten sichtbar machen und kontrollieren, ob alle Schritte gut abgearbeitet werden.“ Zudem vereinfacht ein neues Warenwirtschaftsprogramm die Kundenzuordnung, die Abrechnungen, die Buchhaltung sowie die digitale Zeiterfassung. 

Gut aufgestellt für Großprojekte – Sanierung Leopoldinum

„Einen Betrieb mit 20 Mitarbeitenden zu führen ist etwas ganz anderes, als einen mit über 40 Angestellten. Man muss plötzlich viel mehr unter einen Hut kriegen und braucht größere Strukturen. Dazu braucht es perfekt abgestimmte Digitalisierung in allen Bereichen,“ erläutert Menkhoff. So gut aufgestellt können auch sehr große und schwierige Projekte erfolgreich durchgeführt werden. Zurzeit ist die größte Baustelle der Gläßner GmbH die Dachsanierung des Altbaus Leopoldinums, des ältesten Gymnasiums Detmolds, einem Gebäude aus dem ersten Drittel des 19. Jahrhunderts. Nach öffentlicher Ausschreibung bekam Yannick Menkhoff mit seinem Angebot den Zuschlag. 

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Dachziegel schneiden für die exakte Verlegung.

Meisterleistungen in Planung und Umsetzung

„Es ist ein Projekt, bei dem alle Facetten des Dachdecker- und Spenglerhandwerks Anwendung finden und das uns zu einer logistischen und handwerklichen Höchstleistung herausfordert,“ erläutert Yannick Menkhoff. „Es ist ungemein kompliziert, vom Umfang, in der Koordination und Planung sowie in der Detailausführung. Allein die Organisation der Abstellflächen für die benötigten Dachziegel ist eine Meisterleistung. Es gibt drei Bauabschnitte. Der Kran muss zweimal umgebaut werden, damit alle Seiten bedient werden können.“ 

Außerdem gibt es kaum Standardlösungen. Fast alle Detailpunkte müssen handwerklich erstellt werden. „Einer der Türme des Leopoldinums hat eine Kupfer-Stehfalzdeckung. Hier, wie auch an anderen Stellen des Dachs, müssen alle Bleche bei uns in der firmeneigenen Klempnerei extra angefertigt werden.“ Spezielle Dachziegel – einen Biberschwanz mit bestimmter Rundung – brauchte es für den Zwiebelturm des Leopoldinums und wurden vom Hersteller Meyer-Holsen als Sonderanfertigung produziert.

Bild von Sanierung Leopoldinum durch Dachdeckerbetrieb Gläßner GmbH
Erste Dachflächen sind fertig, das Projekt Leopoldinum läuft aber noch bis Ende des Jahres.

Koordinierung verschiedener Gewerke

Im Zuge dieser Sanierung, fielen auch noch Schäden an der Fassade und den Stuckkanten auf. „Während des Bauablaufs sind wir so von Malern, Steinmetzen und Stuckateuren abhängig geworden. Die Bauleitung hat hier für die Stadt Detmold die Architektin Elke Kuhlemann-Stobbe übernommen. Sie hat das sehr gut koordiniert. Die Abstimmung klappt super und reibungslos“, berichtet der Dachdeckermeister.

Die Dachsanierung des großen Altbaus des Leopoldinums läuft seit Januar 2023. Ein Drittel ist schon erledigt. Voraussichtlich kann das Projekt kommenden November abgeschlossen werden. Acht bis zehn Mitarbeiter, hauptsächlich Dachdeckergesellen und -meister sind beständig auf dieser Baustelle am Arbeiten. 

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Fachgerechte Ausführung der Eindeckung ist das A und O.

Zukunftsplanung: mehr delegieren, reduzieren, erholen

Yannick Menkhoff arbeitet selbst nur noch zwei bis drei Mal im Jahr auf dem Dach. Fast nur Büroarbeit zu machen, das fällt dem passionierten Dachdeckermeister nicht leicht. „Ich kann nicht mehr so klar sehen, was ich am Ende des Tages geschafft habe. Ich rede, mache Computerarbeit, schiebe Zettel von links nach rechts. Da sind Baustellen befriedigender.“

Auf seinen Schultern ruht eine große Verantwortung und ein hohes Arbeitspensum liegt hinter ihm. „Wir haben mit dem Team viele Jahre über die Zeit gearbeitet, sechs Tage die Woche, 14 Stunden am Tag. Da braucht es eine Familie, die dahinter steht. Bei mir waren das meine Frau und meine Schwiegermutter“, berichtet Yannick Menkhoff. Jetzt aber sei die Zeit gekommen, an Strukturen zu arbeiten, die das Delegieren möglich machen. „Ich möchte innerhalb der nächsten zwei Jahre so organisiert sein, dass der Arbeitsalltag sich normalisiert und dass ich auch Urlaub machen kann.“

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