Fachkräfte: Schaaf GmbH findet Mitarbeitende über persönlichen Kontakt
Bild von Mitarbeitern der Schaaf GmbH auf der Baustelle

Fachkräfte: Schaaf GmbH findet Mitarbeitende über persönlichen Kontakt

18. Januar 2024

 · Katharina Meise

Der Fachkräftemangel ist seit Jahren in aller Munde. Allein im Handwerk fehlten laut einer Studie des Kompetenzzentrums für Fachkräftesicherung, kurz KOFA, im Jahr 2022 knapp 129 000 Mitarbeiter. Knapp 108 000 der Gesuchten sind Gesellinnen und Gesellen. Einigen Handwerksbetrieben gelingt es trotzdem immer wieder, Stellen zu besetzen und passende Mitarbeitende zu finden. Besonders überzeugend tritt offenbar die Schaaf GmbH aus Stuttgart, Mitgliedsbetrieb der Dachdecker-Einkauf Süd eG, auf: Die Dachdeckerei und Zimmerei hat im letzten Quartal 2023 gleich drei neue Gesellen eingestellt, zwei sind nach dem Ende der Probezeit geblieben.

Mitarbeitende werben neue Kollegen an

„Bei unserer Suche nach geeigneten Mitarbeitenden schauen wir nicht nur auf deren Qualifikation. Bei uns müssen die Menschen vor allem ins Team passen“, erklärt Hanna Jornitz, Geschäftsführerin im Familienbetrieb. „Um das sicherzustellen, ermutigen wir unsere Angestellten, passende Leute vorzuschlagen oder selbst anzusprechen, zum Beispiel in der Berufsschule. Außerdem hat das Team immer ein Mitspracherecht, wenn es um Neueinstellungen geht.“ Denn darauf legt man bei Schaaf großen Wert: „Das Zwischenmenschliche muss stimmen. Unser Credo lautet: zurück zur Menschlichkeit. Das gilt für die Mitarbeitersuche genauso wie für unsere Arbeitsweise und den Umgang mit Partnern und Kunden.“

Hanna Jornitz führt mit ihrem Bruder David Schaaf den Familienbetrieb. (Alle Fotos: Schaaf GmbH)

Die Chefs gehen selbst auf Messen oder in die Schule

So setzt die Schaaf GmbH bei der Mitarbeitersuche ganz auf den persönlichen Kontakt: „Wir gehen auf Messen wie die Hands up, bieten Praktikumsplätze und Schnupperwochen an, zum Beispiel bei den Praktikumswochen Baden-Württemberg, die jeweils in den Oster- und Herbstferien stattfinden. Dabei stehen wir immer für ein persönliches Gespräch und Fragen zur Verfügung“, so Hanna Jornitz. Mit „wir“ meint sie sich und ihren Bruder David Schaaf, mit dem sie sich die Geschäftsführung des Familienbetriebs teilt. „Wir pflegen außerdem seit einiger Zeit eine Bildungspartnerschaft mit der örtlichen Realschule. David geht regelmäßig in die Klassen und stellt die verschiedenen Handwerksberufe und Ausbildungsmöglichkeiten in unserem Betrieb vor, steht Schülern, Lehrern und bei Elternabenden auch den Eltern Rede und Antwort.“

Sichtbarkeit auf Facebook, Instagram und TikTok

Dieses Engagement lohnt sich: Allein im Rahmen der Praktikumswochen des Landes haben 16 junge Menschen binnen drei Wochen ein Praktikum absolviert, aus der Bildungspartnerschaft resultieren immer wieder Praktika und Ausbildungsverträge. Zusätzlich nutzt die Schaaf GmbH Social Media, um auf sich aufmerksam zu machen und auf offene Stellen hinzuweisen. „Wir haben gelernt, uns dort zu bewegen und sichtbar zu werden, wo sich unsere Zielgruppe bewegt. Im Falle von Azubis und Gesellen sind das Instagram, TikTok und Facebook.“

Sieht bessere Aufstiegschancen bei der Schaaf GmbH: Zimmerergeselle Moritz Sohn.

Zwei Neuzugänge durch den eigenen Nachwuchs beeindruckt

Die beiden jüngsten Neuzugänge wurden allerdings nicht über Social Media rekrutiert, sondern in der Berufsschule. „Mein Berufsschulkollege hat sehr positiv über seinen Ausbildungsbetrieb gesprochen“, erinnert sich Zimmerergeselle Stefan Eberhard, der seit September ebenfalls bei der Schaaf GmbH arbeitet. „Ich habe ihn einmal auf der Arbeit besucht und bei der Gelegenheit einen der Chefs kennengelernt, der mir gleich sympathisch war. Als mein Klassenkamerad mich dann gefragt hat, ob ich nicht zu Schaaf wechseln will, habe ich mich direkt beworben.“ Ähnlich lief es auch bei Zimmerergeselle Moritz Sohn: „Auch ich wurde durch die Lehrlinge der Schaaf GmbH in der Berufsschule aufmerksam. Mir war klar, dass ich nach der Ausbildung in einen anderen Betrieb möchte, schon um bessere Aufstiegschancen zu haben.“

Bild von Stafan Eberhard auf der Baustelle
Zimmerergeselle Stefan Eberhard besuchte den Betrieb und lernte gleich einen der Chefs kennen.

Pluspunkte: Wertschätzung, Teamgeist und Weiterbildung

Beide Männer schätzen an ihrem neuen Arbeitgeber ähnliche Dinge: Ein junges Führungsteam, das Arbeiten im Team auf Augenhöhe, das Gefühl, ernstgenommen und wertgeschätzt zu werden, unabhängig von der Betriebszugehörigkeit oder Hierarchie sowie ein kollegiales, angenehmes Arbeitsklima. „Ich finde es außerdem super, dass wir umweltfreundliche Lösungen erarbeiten und immer der ökologische Gedanke eine Rolle spielt. Alles andere ist schlicht nicht mehr zeitgemäß“, so Moritz Sohn. Zwar seien die meisten Aufträge Arbeiten im Bestand, bei denen man naturgemäß eher eingeschränkt eigene Ideen einbringen könne. Trotzdem mache ihm die Arbeit großen Spaß, sie sei abwechslungsreich und er könne an „tollen Projekten“ mitwirken. Stefan Eberhard ist zudem angetan, dass die gesamte Arbeitskleidung gestellt wird – und dass die Schaaf GmbH ihm und seinen Kolleginnen und Kollegen jederzeit Weiterbildungskurse und Seminare ermöglicht und bezahlt, beispielsweise am Holzbau Bildungszentrum in Biberach.

Moritz Sohn und Stafan Eberhard
Moritz Sohn und Stefan Eberhard an ihrem Begrüßungstag in der Schaaf GmbH.

Begrüßungstag mit den Chefs persönlich

Wie wichtig den Chefs die persönliche Ebene ist, zeigt sich auch bei der Begrüßung und Einarbeitung neuer Teammitglieder. „Bei uns beginnt der Einstieg immer mit einem Begrüßungstag“, erklärt Hanna Jornitz. „An diesem Tag begleiten mein Bruder und ich die Neuen, heißen sie willkommen und vermitteln ihnen unser Unternehmenskonzept und unsere Haltung.“ So beginnt auch der Einarbeitungstag wie jeder andere Arbeitstag bei der Schaaf GmbH um 6.55 Uhr. David Schaaf geht mit den Mitarbeitenden die Planung durch und klärt Feinheiten zu den Baustellen. „Dabei tauscht sich das gesamte Team zu den Projekten aus, Hierarchien spielen hier keine Rolle. Das bringt eine ganz andere Dynamik in die Arbeit, das macht Spaß und bringt unsere Projekte für unsere Kunden schneller und besser voran“, so Jornitz.

Mitarbeiter der Schaaf GmbH auf der Baustelle
Weiterbildung wird bei der Schaaf GmbH immer ermöglicht und finanziert.

Sicherheit und Vertrauen von Anfang an

Nachdem alles für die Baustellen geklärt ist und die Teams sich auf den Weg zu ihren Einsatzorten machen, bekommen die Neuen noch mehr Informationen zum Unternehmen. Sie erfahren alles über die Schaaf GmbH, das Führungsteam, zu Arbeitsschutz und Arbeitszeiten. „Aufkommende Fragen können wir in diesem Rahmen direkt beantworten. Das gibt von Anfang an Sicherheit und schafft Vertrauen“, weiß Hanna Jornitz. Beim anschließenden Rundgang durch die Werkstätten erfahren die neuen Angestellten, wo was zu finden ist, welche Maschine welche Besonderheiten hat und, ganz wichtig, wo welche Erste Hilfe zu finden ist.

Mitarbeiter der Schaaf GmbH auf der Baustelle
Zufriedene Mitarbeiter zu haben, ist ein zentrales Ziel bei der Schaaf GmbH.

Wenn die persönliche Ebene stimmt, arbeitet es sich besser

„Wir wollten zurück zur Menschlichkeit, nehmen uns bewusst Zeit für unsere Mitarbeitenden, haben immer ein offenes Ohr und eine offene Bürotür. Das klingt erstmal nach Mehraufwand – ist es aber gar nicht. Bei uns gehört diese Art des persönlichen Austauschs einfach fest zur Unternehmenskultur, so arbeiten wir eben zusammen. Als Teil des Teams gefällt mir das. Als Unternehmerin und Geschäftsführerin weiß ich: Es lohnt sich auch wirtschaftlich“, so Hanna Jornitz. „Wenn die persönliche Ebene stimmt, arbeitet es sich besser. Denn wo zufriedene Menschen arbeiten, ist es einfacher, schwierige Aufgaben zu stemmen. Und neue Mitarbeitende fürs Unternehmen zu gewinnen!“

Bild von Mitarbeiter der Schaaf GmbH in der Werkstatt
Neben der Dachdeckerei und Zimmerei gehört auch die Klempnerei zu den Kompetenzen des Betriebs.

Sie interessieren sich für gute Personalführung? Dann lesen Sie unsere Story über Hörnschemeyer Dächer, die ihren Mitarbeitern sogar ein betriebseigenes Fitnessstudio zur Verfügung stellen.

Artikel jetzt teilen!

Weitere Artikel

Newsletter-Anmeldung

DACH-Ticker

Auftragseingang im Bauhauptgewerbe steigt im Februar 2024 erstmals wieder an

Der reale, also preisbereinigte Auftragseingang im Bauhauptgewerbe ist nach Angaben des Statistischen Bundesamtes im Februar 2024 gegenüber Januar 2024 kalender- und saisonbereinigt um 1,8 Prozent gestiegen. Das gilt auch für die Umsätze, die sich sogar um 2 Prozent erhöhten. Der Auftragseingang nahm im Hochbau um 0,5 und im Tiefbau um 2,9 Prozent zu. Auch gegenüber dem Februar 2023 gibt es eine Steigerung um 0,9 Prozent.

25. April 2024

Positiver Trend im Dachdeckerhandwerk: Steigerung der Azubizahlen

Die aktuellen Zahlen zeigen einen erfreulichen Anstieg der Azubizahlen im Dachdeckerhandwerk. Derzeit erlernen 8490 junge Menschen diesen Beruf, was einem leichten Anstieg um 0,75 Prozent im Vergleich zum Vorjahr mit 8427 Auszubildenden entspricht. Rolf Fuhrmann, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands des Deutschen Dachdeckerhandwerks (ZVDH), betont die positive Entwicklung trotz der allgemeinen Ausbildungssituation und intensiver Konkurrenz mit anderen Berufen.

7. Februar 2024

Holzhandel erzielt im Jahr 2023 deutlich weniger Umsatz

Das schwierige wirtschaftliche Umfeld verbunden mit einer sehr schwachen Baukonjunktur sorgten beim deutschen Holzhandel 2023 insgesamt für einen Umsatzrückgang von 15 Prozent. Teilweise ist dieser Umsatzrückgang aber auch weiter nachgebenden Preisen geschuldet. Die Jahresauswertung des monatlichen GD Holz Betriebsvergleiches zeigt deutlich, dass die schwachen Absatzmärkte im vergangenen Jahr voll auf die Umsatzentwicklung der Branche durchgeschlagen haben. Alle wichtigen Sortimente im Holzhandel sind von diesem Umsatzrückgang betroffen, am stärksten Schnittholz mit einem Umsatzrückgang von 24 Prozent.

2. Februar 2024

ifo Institut: Rentenalter an steigende Lebenserwartung koppeln

Das ifo Institut Dresden hat sich dafür ausgesprochen, das Rentenalter an die steigende Lebenserwartung zu koppeln. „Einige unserer Nachbarländer haben das bereits beschlossen, so die Niederlande, Schweden und Finnland“, sagt ifo-Rentenexperte Joachim Ragnitz. In den Niederlanden werde folgende Regel angewendet: Wenn die Menschen drei Jahre länger leben, müssen sie zwei Jahre länger arbeiten und bekommen ein Jahr länger Rente. Das Verhältnis von Rentnern zu Erwerbstätigen würde damit auch nach dem Jahr 2040 stabil bei rund 40 Prozent liegen und nicht auf fast 50 Prozent steigen, wie derzeit prognostiziert. 

16. Januar 2024

Beschäftigung auf Rekordniveau: Arbeitsmarkt zeigt sich 2023 widerstandsfähig

Im Dezember 2023 waren rund 2,6 Millionen Menschen arbeitslos. Im Vergleich zum November stieg die Arbeitslosenquote saisonbedingt um 0,1 Prozentpunkte auf 5,7 Prozent. Staatssekretärin Leonie Gebers, Bundesministerium für Arbeit und Soziales: „Erfreulich ist, dass die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung mit 35,1 Millionen im Oktober erneut einen Höchststand erreicht hat und die Nachfrage nach neuen MitarbeiterInnen im Dezember trotz weiterhin schwacher Konjunktur wieder leicht gestiegen ist. Der Arbeitsmarkt erweist sich als verlässlich und widerstandsfähig.“

8. Januar 2024

Dachdecker gilt als am wenigsten durch Künstliche Intelligenz gefährdeter Beruf

Die meisten Büroberufe halten viele Menschen nach einer repräsentativen Umfrage der Marktforscher von YouGov für akut gefährdet, durch Künstliche Intelligenz (KI) ersetzt zu werden. Besser sind die Zukunftsaussichten für die handwerklich geprägten Berufe, bei denen sich die menschliche Komponente nur sehr schwer ersetzen lässt. Den Beruf des Schreiners halten 64 Prozent der Befragten für wenig oder gar nicht gefährdet, 65 Prozent den Beruf Maler und für den Beruf Dachdecker sehen gar 71 Prozent der Befragten wenig oder gar keine Gefahr.

21. Dezember 2023

Mayener Meisterwoche 2024 mit aktuellen Themen

In Mayen werden vom 24.-26. Januar 2024 wieder Tür und Tor für die Mayener Meisterwoche (MMW) geöffnet. Das Programm lässt keine Wünsche offen und beleuchtet die aktuellen Themen der Zeit: Neben wichtigen Neuerungen im Fachregelwerk geht es um Schadensfälle bei PV-Anlagen, die Möglichkeiten und Grenzen einer 4-Tage-Woche in Dachdeckerbetrieben, aber auch Cybersicherheit und KI im Handwerk versprechen interessante Einsichten. Ein Blick in das Programm lohnt auf jeden Fall.

15. Dezember 2023

Neues Führungs-Duo bei Velux Deutschland

Mit sofortiger Wirkung übernehmen Silke Stehr als Sprecherin der Geschäftsführung und Matthias Mager als Geschäftsführer Vertrieb die Leitung von Velux Deutschland. Jacob Madsen, bisheriger Geschäftsführer, wechselt als Executive Vice President Region North Europe in das Top-Management der Velux Gruppe. „Silke und Matthias haben viel Markt- und Branchen-Erfahrung und gestalten Velux schon lange erfolgreich mit,“ erklärt Madsen. „Gemeinsam werden wir unser Qualitätsversprechen, die enge Zusammenarbeit mit den Partnerbetrieben im Fachhandel und Handwerk und die starke Position des Unternehmens weiter ausbauen.“

4. Dezember 2023

Auftragszahlen im Wohnungsbau gehen weiter abwärts

„Seit mehr als einem Jahr verzeichnen wir nun schon negative Zahlen bei Baugenehmigungen und Auftragseingängen im Wohnungsbau. Von Januar bis September wurden fast 77.000 Wohneinheiten weniger genehmigt als im Vorjahreszeitraum. Die Order sind im September um real 15 Prozent zurückgegangen“, so Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer Zentralverband Deutsches Baugewerbe. Der Der Wohnungsbau brauche neben dem beim Kanzlergipfel verabschiedeten 14-Punkte-Plan kurzfristige Hilfe, sonst werde der Einbruch noch dramatischer.

24. November 2023

ifo Institut: Auftragsstornierungen im Wohnungsbau erreichen neuen Höchststand  

Die Stornierungswelle im Wohnungsbau reißt nicht ab. Im Oktober meldeten 22,2 Prozent der Unternehmen gestrichene Projekte, im Vormonat waren es 21,4 Prozent. „Es wird immer schlimmer, mehr und mehr Projekte scheitern am gestiegenen Zinsniveau und den teuren Baupreisen“, sagt Klaus Wohlrabe, Leiter der ifo Umfragen. „Das Neugeschäft im Wohnungsbau ist weiterhin sehr schwach, die Auftragsbestände der Firmen schmelzen ab.“ 

15. November 2023