Dachdecker Henke AG – Wiederaufbau nach Flutkatastrophe
Bild von saniertem Gebäude der Henke AG

Dachdecker Henke AG – Wiederaufbau nach Flutkatastrophe

9. Februar 2023

 · Knut Köstergarten

Am Tag danach war das Firmengelände der Henke AG in Hagen unbegehbar. „Wir sind von hinten über die Bahngleise aufs Dach unseres Hauptgebäudes geklettert, um einen ersten Überblick zu gewinnen. Es sah aus wie eine überschwemmte Stadt“, erinnert sich die heutige Prokuristin Nina Ester. Der sonst eher unscheinbare Fluss Volme hatte sich am 14. Juli 2021 in einen reißenden Strom verwandelt. Es war eine Katastrophe – nicht nur in Hagen.

Bild von überschwemmten Gelände der Henke AG
Land unter nach der Flutkatastrophe auf dem Firmengelände. (Alle Fotos und Titelfoto Henke AG)

Am Firmensitz der Henke AG: alles zerstört oder unbrauchbar

Für die Henke AG hieß das: Bis auf die oberen Räume des Akademie-Gebäudes war der komplette Firmensitz für die rund 110 Hagener Mitarbeiter nicht mehr zu nutzen. Maschinen, Fahrzeuge, Akten und die komplette IT inklusive Telefonanlage – alles zerstört oder unbrauchbar. Der Betrieb war für seine Kunden nicht mehr erreichbar. „Zudem hatten auch einige Mitarbeiter privat ihre Bleibe verloren. Da war die erste Frage, wie wir ihnen helfen können“, berichtet Nina Ester.

Bild von überschwemmten Gelände der Henke AG
Auch viele Firmenfahrzeuge waren nicht mehr einsatzbereit.

Herausforderung Neustart

Die Herausforderung des Neustarts war riesengroß. „Wir haben erst einmal unsere Kunden informiert und geschaut, wie wir die Baustellen weiterführen können. Das Marketing informierte über die Homepage und die Social-Media-Kanäle über das Hochwasser. Unsere Vertriebler stellten ihre privaten Erreichbarkeiten und Daten von ihren mobilen Rechnern zur Verfügung, damit wir für die Kunden erreichbar sind. Einige Mitarbeiter hatten ihre Firmenfahrzeuge zuhause geparkt, die wir so noch nutzen konnten“, erinnert sich Nina Ester. Die Kommunikation lief auch über die Niederlassungen in Hamburg und Berlin. In letzterer wurde vorläufig auch ein neues zentrales Materiallager aufgebaut.

Bild von überschwemmten Gelände der Henke AG
Dieses Bild zeigt eindrucksvoll, welche Wassermengen aus der nahegelegenen Volme das Firmengelände erreichten.

Großer Zusammenhalt im Team   

Worauf sich die Henke AG in dieser schwierigen Zeit verlassen konnte, war der Zusammenhalt im Team. „Mitarbeiter, Familie, Freunde und Bekannte kamen sofort und packten mit an. Noch heute sind wir überwältigt von der Hilfsbereitschaft“, sagt Nina Ester. So war der Betrieb schon drei Tage nach der Flutkatastrophe wieder in der Lage, die laufenden Baustellen weiter abzuwickeln. Hilfe gab es auch von außen und es wurde viel improvisiert. Nina Ester nennt ein Beispiel. „Wir konnten alte Maschinen, die wir schon verkauft hatten, wieder dort nutzen, wo sie gelagert wurden. Unsere Mitarbeiter sind mit dem Rohmaterial hingefahren und dann von dort auf die Baustellen.“

Bild von Team der Henke AG beim Aufräumen
Trotz aller Probleme herrschte gute Laune im Team während der Aufräumarbeiten.

Komplettsanierung als KfW 40+ Haus

Der gesamte Firmensitz mit allen Gebäuden wurde komplett energetisch saniert im Standard KfW 40+ Haus mit Heizung und Lüftung auf Strombasis und PV-Anlagen auf allen Dächern für eine möglichst große Energieautarkie. „Das war uns auch ein Anliegen in Sachen Klima- und Umweltschutz“, erklärt Nina Ester. Den Löwenanteil der Kosten übernahm die Versicherung, es gab zudem eine staatliche Förderung, doch die Henke AG investierte auch selbst viel Geld in die neue Infrastruktur.

Bild von Gebäude der Henke AG mit Fahrzeugen der verschiedenen Gewerke
Bei schönstem Wetter nimmt die Komplettsanierung des Hauptgebäudes langsam Gestalt an.

Vorsorge in Sachen Hochwassergefahr

An einen anderen Standort zu ziehen wegen der Gefahr eines erneuten Hochwassers, das kam nicht infrage. „Das hier ist der Hauptsitz unseres Familienbetriebs“, stellt Nina Ester klar. Vorgesorgt wurde trotzdem, wo es ging. Es gab neue Gullys, die mehr Wasser aufnehmen können. Akten gibt es heute gar nicht mehr im papierlosen Büro. Alle IT-Anwendungen sind webbasiert, der Server steht in einem der oberen Stockwerke, der zusätzliche Sicherheitsserver an einem anderen Ort weit weg von der Volme.

Bild von Fassade des neuen Henke AG Gebäudes
Natürlich ist die Fassade bei einem Spezialisten wie der Henke AG ein Aushängeschild.

Der Umbau ist noch nicht abgeschlossen

Komplett fertiggestellt ist die Sanierung aber auch eineinhalb Jahre nach der Flutkatastrophe noch nicht. Ein Zwischengeschoss muss noch umgebaut werden, einzelne Abteilungen sind weiterhin improvisiert untergebracht. Der Umbau geht weiter. „Wir wollen das Lager noch optimieren, es kommen neue Sanitäranlagen mit Duschen für die gewerblichen Mitarbeiter hinzu. Und wir brauchen auf dem Gelände auch eine Azubi-Werkstatt zum Üben“, nennt Nina Ester die Baustellen. „Aktuell wird intern diskutiert, wie und wo wir alles unterbringen können.“

Bild von Drohnenansicht des gesamten Henke AG Gebäudes
Aus der Luftperspektive sind gut die PV-Anlagen auf den Flachdächern zu sehen.

Auch die Räume der Henke Akademie, wo Aus- und Weiterbildung seit 2017 gebündelt werden, sind noch nicht wieder nutzbar. „Die Schulung unserer Mitarbeiter geht aber trotzdem weiter, eben in kleineren internen oder externen Räumlichkeiten“, erklärt Nina Ester. Für die Henke AG ist das ein zentraler Baustein für eine gute Mitarbeiterführung.

Bild von neuem Gebäudeteil der Henke AG
Details der neuen Fassade, die Bauarbeiten liefen parallel zum normalen Arbeitsbetrieb.

Familienunternehmen in fünfter Generation

Die Wertschätzung für das Team zahlte sich auch in der Krise mit Flut und Corona aus. „Der ohnehin gute Zusammenhalt hat sich weiter verstärkt. Wir haben gemeinsam gekämpft für den Neustart, gemeinsam Böden trocken geschrubbt“, berichtet Nina Ester. „Alle konnten sehen, was wir geschafft haben, das macht ein Familienunternehmen aus.“ Mit ihr selbst, Philipp Brüggemann und Jan Marian Brüggemann übernimmt inzwischen bereits die fünfte Generation Führungsverantwortung im Betrieb, der neben Dacharbeiten vor allem auf das Geschäftsfeld Fassade spezialisiert ist.

Bild von Henke AG Geschäftsführung
Die aktuelle Geschäftsführung der Henke AG (von links): Philipp Brüggemann, Jürgen Henke, Nina Ester, Jan Marian Brüggemann und Karl-Heinz Ester.

Große Einweihungsfeier steigt im Mai

Weihnachten wurde wieder gemeinsam mit den Berliner und Hamburger MitarbeiterInnen in einer Hagener Location gefeiert. „Wir haben unsere Events auch nach der Flutkatastrophe weitergeführt. Alles halt etwas rustikaler und teilweise wurde direkt auf unserer Baustelle gegrillt“, berichtet Nina Ester. Richtig groß gefeiert wird die energetische Komplettsanierung auch noch. Mitte Mai gibt es eine große Veranstaltung für Lieferanten, Kunden, Partner und Wegbegleiter. Mal sehen, ob dann auch die letzten Baustellen am Firmensitz geschlossen sind. Die Henke AG ist auf jeden Fall wieder auf Kurs.

Sie interessieren sich für organisatorische Themen? Dann stöbern Sie doch mal in unserer Rubrik „Rund um den Betrieb“.

Bild von Velux-Banner

Artikel jetzt teilen!

Weitere Artikel

Aus der Praxis

Kleinbetrieb ganz groß: 37.000 Quadratmeter Firestone-Flachdach

Newsletter-Anmeldung

DACH-Ticker

Valentin Bremer gewinnt German Craft Skills 2024 der Dachdecker

Der Sieger der German Craft Skills 2024 Valentin Bremer kommt aus Hessen und hat von 200 möglichen Punkten 178,70 erreicht. Den zweiten Platz belegte John Seltmann aus Sachsen, Dritter wurde Linus Esseln, der Landessieger aus Rheinland-Pfalz. Bremer und Seltmann haben sich für die 30. IFD-Weltmeisterschaft junger DachdeckerInnen im Jahr 2026 qualifiziert. „Es ist immer wieder eine große Freude zu sehen, wie sehr sich junge Menschen für ihr Handwerk begeistern“, erklärte ZVDH-Vizepräsident Jan Voges, der als Zuschauer vor Ort war.

Bild von Velux-Banner

30. Oktober 2024

Georg Harrasser wird neuer Geschäftsführer bei Nelskamp

Georg Harrasser übernimmt ab November 2024 die Geschäftsführung der Dachziegelwerke Nelskamp. Der 58-jährige Maschinenbauingenieur ist ein alter Bekannter in der Bedachungsbranche. Nach mehr als 25 Jahren bei der BMI Group war Harrasser zuletzt als Präsident bei der Carlisle Construction Materials Europe tätig. Er folgt auf Heiner Nelskamp, der im Mai 2024 als Geschäftsführer in Rente gegangen ist. „Nelskamp ist ein bekannter Name und wird als ein führender Hersteller von Dacheindeckungsmaterial in Deutschland sehr geschätzt. Der Ausbau des deutschen sowie internationalen Geschäfts ist eine spannende Aufgabe, auf die ich mich sehr freue“, so Harrasser.

Bild von Velux-Banner

17. September 2024

A. Ewald Kreuzer wird Ehren-Landesinnungsmeister der bayerischen Dachdecker

Nach Abschluss der Neuwahlen der Vorstandschaft auf dem jüngsten Landesverbandstag der bayerischen Dachdecker stellte der neu gewählte Landesinnungsmeister Mario Kunzendorf den Antrag, A. Ewald Kreuzer für seine herausragenden Verdienste während seiner knapp 20-jährigen Amtszeit als Landesinnungsmeister zum Ehren-Landesinnungsmeister zu ernennen. Kunzendorf bekräftigte die Aussage von ZVDH-Präsident Dirk Bollwerk, dass mit der Zeit von Kreuzer als Landesinnungsmeister eine „Ära“ zu Ende gehe und ergänzte, dass dieser Begriff selten treffender hätte sein können.

Bild von Velux-Banner

18. Juli 2024

ifo Institut erhöht Prognose auf 0,4 Prozent Wirtschaftswachstum für 2024

Das ifo Institut hat seine Prognose für das Wirtschaftswachstum im laufenden Jahr auf 0,4 Prozent heraufgesetzt, von 0,2 Prozent bislang. Im kommenden Jahr dürfte es sich beschleunigen auf 1,5 Prozent. „Es entsteht gerade neue Hoffnung“, sagt ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser. „Die deutsche Wirtschaft arbeitet sich langsam aus der Krise. Das zweite Halbjahr 2024 dürfte deutlich besser ausfallen als das erste.“ Gleichzeitig wird die Inflation abflauen, von 5,9 Prozent im vergangenen Jahr auf 2,2 Prozent in diesem und auf nur noch 1,7 Prozent im kommenden Jahr.  

Bild von Velux-Banner

20. Juni 2024

17 Prozent weniger Baugenehmigungen im April 2024 als im Vorjahr

Im April 2024 wurde in Deutschland der Bau von 17 600 Wohnungen genehmigt. Wie das Statistische Bundesamt mitteilt, waren das 17 Prozent oder 3600 Baugenehmigungen weniger als im April 2023. Im Vergleich zum April 2022 sank die Zahl der Baugenehmigungen sogar um 43,5 Prozent oder 13 500 Wohnungen. Von Januar bis April 2024 wurden 71 100 Wohnungen genehmigt. Das waren 21 Prozent oder 18 900 Wohnungen weniger als im Vorjahreszeitraum. „Deutschlands Wohnungsnot verschärft sich weiter. Was heute nicht genehmigt wird, können wir morgen nicht bauen und wird den Mieterinnen und Mietern am Markt fehlen“, erklärt Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands Deutsches Baugewerbe.

Bild von Velux-Banner

18. Juni 2024

Bundesweite Zoll-Razzia gegen Ring von Dachdecker-Betrügern

Die Staatsanwaltschaft Osnabrück ist mit einer Großrazzia unter anderem im Raum Osnabrück und Leer gegen ein illegales Netzwerk sogenannter fliegender Dachdecker vorgegangen. Bei den Ermittlungen gegen Dachdecker-Betrüger geht es unter anderem um den Vorwurf Schwarzarbeit. Laut Staatsanwaltschaft Osnabrück vollstreckten in einer Razzia 590 Zollbeamte mehr als hundert Durchsuchungsbeschlüsse in Niedersachsen, Hamburg und Berlin. Außerdem unterstützten Spezialkräfte der Polizei die Durchsuchungen von Wohnungen und Gebäuden. Es wurden laut Staatsanwaltschaft Arrestbeschlüsse in Höhe von mehr als 800 000 Euro erwirkt. Es seien deshalb umfangreiche Vermögenswerte in bar sichergestellt worden.

Bild von Velux-Banner

4. Juni 2024

Auftragseingang im Bauhauptgewerbe steigt im Februar 2024 erstmals wieder an

Der reale, also preisbereinigte Auftragseingang im Bauhauptgewerbe ist nach Angaben des Statistischen Bundesamtes im Februar 2024 gegenüber Januar 2024 kalender- und saisonbereinigt um 1,8 Prozent gestiegen. Das gilt auch für die Umsätze, die sich sogar um 2 Prozent erhöhten. Der Auftragseingang nahm im Hochbau um 0,5 und im Tiefbau um 2,9 Prozent zu. Auch gegenüber dem Februar 2023 gibt es eine Steigerung um 0,9 Prozent.

Bild von Velux-Banner

25. April 2024

Positiver Trend im Dachdeckerhandwerk: Steigerung der Azubizahlen

Die aktuellen Zahlen zeigen einen erfreulichen Anstieg der Azubizahlen im Dachdeckerhandwerk. Derzeit erlernen 8490 junge Menschen diesen Beruf, was einem leichten Anstieg um 0,75 Prozent im Vergleich zum Vorjahr mit 8427 Auszubildenden entspricht. Rolf Fuhrmann, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands des Deutschen Dachdeckerhandwerks (ZVDH), betont die positive Entwicklung trotz der allgemeinen Ausbildungssituation und intensiver Konkurrenz mit anderen Berufen.

Bild von Velux-Banner

7. Februar 2024

Holzhandel erzielt im Jahr 2023 deutlich weniger Umsatz

Das schwierige wirtschaftliche Umfeld verbunden mit einer sehr schwachen Baukonjunktur sorgten beim deutschen Holzhandel 2023 insgesamt für einen Umsatzrückgang von 15 Prozent. Teilweise ist dieser Umsatzrückgang aber auch weiter nachgebenden Preisen geschuldet. Die Jahresauswertung des monatlichen GD Holz Betriebsvergleiches zeigt deutlich, dass die schwachen Absatzmärkte im vergangenen Jahr voll auf die Umsatzentwicklung der Branche durchgeschlagen haben. Alle wichtigen Sortimente im Holzhandel sind von diesem Umsatzrückgang betroffen, am stärksten Schnittholz mit einem Umsatzrückgang von 24 Prozent.

Bild von Velux-Banner

2. Februar 2024

ifo Institut: Rentenalter an steigende Lebenserwartung koppeln

Das ifo Institut Dresden hat sich dafür ausgesprochen, das Rentenalter an die steigende Lebenserwartung zu koppeln. „Einige unserer Nachbarländer haben das bereits beschlossen, so die Niederlande, Schweden und Finnland“, sagt ifo-Rentenexperte Joachim Ragnitz. In den Niederlanden werde folgende Regel angewendet: Wenn die Menschen drei Jahre länger leben, müssen sie zwei Jahre länger arbeiten und bekommen ein Jahr länger Rente. Das Verhältnis von Rentnern zu Erwerbstätigen würde damit auch nach dem Jahr 2040 stabil bei rund 40 Prozent liegen und nicht auf fast 50 Prozent steigen, wie derzeit prognostiziert. 

Bild von Velux-Banner

16. Januar 2024