
Walter Schmidt: 135 Jahre wechselhafte Dach-Geschichte mit Happy End
8. Oktober 2024
135 Jahre verweisen auf eine stolze und lange Firmengeschichte. In dieser Zeit ist viel geschehen, was den Erfolg der Walter Schmidt Bedachungen GmbH in Hildesheim, Mitglied der Dachdecker-Einkauf Ost eG, möglich gemacht hat. Im September 1889 gründete August Schmidt seine Firma in der Braunschweiger Straße. Dabei war es schon vor 135 Jahren nicht einfach, sich gegen Niedrigpreise im Handwerk zu behaupten und mit Qualität durchzusetzen. Doch der Betrieb war schnell eine Institution. Er steht für Werte, hat seine Geschichte und wird von Menschen geführt und gestaltet, die den größten Teil ihres Tages dort verbringen. Das war über fünf Generationen die Familie Schmidt, immer mit Dachdeckermeistern an der Spitze.
Ärmel hochkrempeln nach dem Zweiten Weltkrieg
Der Sohn von August Schmidt, Adolf, war ebenfalls Dachdeckermeister und übernahm in zweiter Generation den Betrieb und manövrierte ihn durch den Zweiten Weltkrieg. Im Krieg fielen auf Hildesheim viele Brandbomben. Danach hieß es, die Ärmel hochzukrempeln und wieder aufzubauen. Damit waren die Dachdeckerbetriebe eine ganze Weile beschäftigt. Das erste Firmenfahrzeug nach dem Neustart in der Phase des deutschen Wiederaufbaus gibt es noch. Es war ein Handwagen, der bis heute am Firmensitz zu bestaunen ist. Aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs selbst ist viel verloren gegangen, wie etwa die Nachweise und Chroniken der ersten 55 Betriebsjahre.

Neuer Namensgeber Walter Schmidt
Beide Söhne von Adolf Schmidt, Walter und Adolf, wurden natürlich auch Dachdecker. Adolf erlitt ein tragisches Schicksal. Er stürzte im Alter von 25 Jahren von einem Kirchturm und war seitdem querschnittsgelähmt. Walter Schmidt dagegen erhielt im Jahr 1966 seinen Meisterbrief und übernahm den Betrieb. Er ist bis heute der Namensgeber für das Unternehmen.

Im Jahr 1992 übernahmen seine beiden Söhne, Dachdeckermeister Peter Schmidt und Dachdeckergeselle Ludwig Schmidt, den Betrieb. Sie richteten das Unternehmen zukunftssicher aus, gründeten eine GmbH und kauften das Grundstück „Halle 37“ in der ehemaligen englischen Kaserne am Flughafen Hildesheim – als eine der ersten Firmen auf dem früheren Militärflugplatz. Die nächste Generation kam danach mit an Bord, denn auch die Söhne Oliver Schmidt (Dachdeckermeister) und Stefan Schmidt (Dachdeckergeselle, bis heute im Unternehmen tätig) arbeiteten nach Abschluss der Ausbildung im Familienbetrieb.

Daniela Köhler führt Regie im Büro
Gleichzeitig stieg im Jahr 2009 Daniela Köhler ein, Tochter von Peter Schmidt. Sie ist zuständig für den kaufmännischen Bereich des Familienbetriebs. Acht Jahre später, ab 2017, erfolgten mehrere Veränderungen in kurzen Abständen. Im Jahr 2017 schied Ludwig Schmidt aus der Firma aus. Peter Schmidt blieb weitere fünf Jahre alleiniger Geschäftsführer. Aus der Folgegeneration schied ein Jahr später, 2018, Oliver Schmidt aus, um ein Ingenieurstudium zu beginnen.

Peter Schmidt kehrt aus Ruhestand zurück
Ein ehemaliger Mitarbeiter, Steffen Gollin, kehrte im Frühjahr 2018 zur Walter Schmidt Bedachungen GmbH zurück und absolvierte dort seinen Dachdeckermeister. Er leitete ab dem April 2022 das Unternehmen gemeinsam mit Daniela Köhler als Geschäftsführer-Duo. Doch als am 22. Juli 2022 der bei allen Mitarbeitern und in der Familie beliebte und geschätzte Steffen Gollin urplötzlich verstirbt, muss Senior Peter Schmidt aus dem Ruhestand als technischer Betriebsleiter an die Seite von Geschäftsführerin Daniela Köhler in den Betrieb zurückkehren. Es ist klar, dass dies keine Dauerlösung sein kann. Schweren Herzens fassen beide den Entschluss: Das Unternehmen soll verkauft werden.
Betrieb Walter Schmidt steht 2023 kurz vor der Schließung
Es wird auf den üblichen Wegen gesucht und inseriert, aber in einer Zeit, in der viele Betriebsinhaber vergeblich nach einem Nachfolger Ausschau halten, findet sich zunächst niemand, der ernsthaftes Interesse zeigt. Daniela Köhler und Peter Schmidt sehen daher nur noch eine Möglichkeit: das Unternehmen zum Jahresende 2023 zu schließen. Als alle arbeitsrechtlichen Fragen – auch für die teilweise seit Jahrzehnten im Betrieb beschäftigten Mitarbeiter – geklärt sind, wird René Langer auf die Walter Schmidt Bedachungen GmbH aufmerksam.

Der Dachdeckermeister und Wirtschaftsingenieur mit Masterabschluss ist 36 Jahre alt und fest entschlossen, sich selbstständig zu machen. „Ich bin bei der Walter Schmidt Bedachungen GmbH auf ein tolles, traditionsreiches Unternehmen gestoßen, in dem die Familie Schmidt über fünf Generationen die Seele war.“ Drei Monate arbeitete René Langer als technischer Leiter im Betrieb und im Anschluss wurden sich die Familien Langer und Schmidt schnell einig. Daniela Köhler begleitete den Übergang und ist bis heute als Büroangestellte im Betrieb Walter Schmidt tätig.
Übernahme durch René Langer
Die Bürokratie legte René Langer allerdings einige Steine in den Weg. „Es war so“, sagt er, „als würde man bei Tempo 120 auf der Autobahn den Motor eines Fahrzeugs wechseln.“ Bei der Eintragung der Firma habe es große Schwierigkeiten gegeben. Jetzt arbeitet die Walter Schmidt Bedachungen GmbH mit einem guten Wachstum weiter und hat ihre Schwerpunkte im Privatkundenbereich gesetzt, vorzugsweise bei Instandsetzungen und Instandhaltungen. Gut aufgestellt ist der Betrieb auch in der energetischen Sanierung.

PV-Kooperation mit Elektrobetrieb
René Langer führte die Drohnentechnik ein und kreierte die digitale Zwillinge: Vorher-Nachher-Bilder für die Kunden. Auch die Zusammenarbeit mit einem Elektrobetrieb startete er, um Photovoltaikanlagen installieren zu können. „Wir arbeiten zusammen wie ein gemeinsamer Betrieb“, sagt der neue Firmeninhaber und Geschäftsführer. „Wir haben optimale Produkte und sind in der Lage, sowohl ein autarkes System ohne Netzeinspeisung als auch ein Strangsystem, also die Reihenschaltung der Solarmodule, zu installieren. Auch Dachbegrünungen im privaten Bereich sind inzwischen ein Thema.“

Der Name bleibt auch nach 135 Jahren
Dass die Firma ihren Namen Walter Schmidt Bedachungen GmbH mit dem Wechsel des Inhabers nicht gleichzeitig wechselt, war für René Langer selbstverständlich. Ein Familienunternehmen mit so viel Geschichte und Geschichten sollte im Sinne seiner Tradition fortgeführt werden.
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