Hingucker: Ein Kupfer-Dach mit futuristischer Form
Bild von Team auf Markthalle mit Kupferdach

Hingucker: Ein Kupfer-Dach mit futuristischer Form

12. Januar 2023

 · Kai-Uwe Bohn

Der Stadtteil Blankenese im Nordwesten Hamburgs ist ein Gebiet, in dem eher wohlhabende Menschen wohnen. Villen, Fischerhäuser, Elblage – noch mehr als anderswo achtet man dort auf die Feinheiten. Die waren sehr gefragt, als 2022 das Markthaus Blankenese neu gebaut wurde – und dank der Beteiligung von Kupfer-Profis wie dem Traditionsunternehmen D.H.W. Schultz & Sohn GmbH wurde es ein echter Hingucker.

Bild von Seitenansicht der Markthalle
„Das ist unser Kupfer-Schmuck-Döschen“, freut sich Geschäftsführerin Isabel Matthiessen. (Alle Fotos und Titelbild: D.H.W. Schultz & Sohn GmbH)

Gebäude mit fast schon futuristischer Dachform

Als Grundkonstruktion entschied sich der Bauherr für eine Holzskelettbauweise mit Kupferfassade. Mit der vollverglasten, zum Marktplatz hin aufschwingenden Front ist das Gebäude ein echter Hingucker. „Anspruch der Architekten war, die Stehfalze in der gleichen Linie wie die Fassade zu führen“, sagt Marcus Deckerdt, der für D.H.W Schultz und Sohn bei diesem Projekt die Vorplanung, Kalkulation, technische Ausführung und vieles mehr erledigte. „Die symmetrische Deckung der Fassade sollte bei der Dachfläche übernommen werden. Dieses Dach ist eine Art Satteldach mit zwei unterschiedlichen Neigungen. Eine eher untypische oder sogar futuristische Dachform.“

Bild von Team auf Markthalle mit Kupferdach
Dieses Dach ist eine Art Satteldach mit zwei unterschiedlichen Neigungen. Dem Team gefällt das Projekt.

An den Grenzen der Fachregeln hilft eigenes Know-how

Klingt nach einer gewissen Herausforderung, auch für erfahrene Dachdecker. „Das ist eine sehr ungewöhnliche Dachfläche mit zwei seitlichen Gefällen“, sagt Deckert. „Da stellte sich als zentrale Frage zunächst einmal, wie man das Regenwasser vernünftig zum Abfließen bekommt.“ Fachregeln würden dafür keine passgenaue Lösung anbieten. „Das kann man nur mit zusätzlichem eigenem Know-how lösen. Aber das haben wir ja als Hamburgs ältester Betrieb, der sich mit solchen Dingen auseinandersetzt.”

Bild von Team auf Markthalle mit Kupferdach
Hier installieren die Mitarbeiter gerade die Schneefänge in gleicher Farbe und ebenfalls aus Kupfer.

Kontrollierte Dachentwässerung gegen Starkregen

Ziel war also ein „solides, funktionierendes System“ der Dachentwässerung. Zu berücksichtigen war zum Beispiel, dass das Regenwasser nicht gegen den Unterfalz läuft. „Damit wir kein drückendes Wasser bekommen, haben wir also immer vom Wasserlauf weggefalzt.“ Aufgrund des starken Gefälles habe man zudem eine extrem tiefe innenliegende Rinne gebaut und auch geschaut, dass man das Wasser in diese Rinne reinbekommt – „und wir es nicht etwa drüber hinwegschießen lassen.“ Kontrollierte Entwässerung statt überschießender Fluten also: „Eine Mischung des Regelwerks mit den eigenen Erfahrungen. Wir wussten, wo man größer als normal dimensionieren muss. Diverse Erfahrungen mit Starkregen machen vorsichtig.“

Bild von Mitarbeiter auf Markthalle mit Kupferdach
Aufgrund des starken Gefälles wurde eine extrem tiefe innenliegende Rinne eingebaut.

Als Außenhülle Kupfer walzblank halbhart 0,7 Millimeter

Dachdeckermeister Mario Zunk war vor Ort als Bauleiter ständig mit vier bis sechs Fachkräften aktiv, bei der Unterkonstruktion unterstützten die eigenen Zimmerleute um Pascal Weiß. „Es waren etwa 200 Quadratmeter Fläche einzudecken. Auf die Holzschalung kam zunächst eine Bauder KSD Dampfbremse, darauf die Wärmedämmung Rockwool Prodach. Auf diese haben wir dann die Bauder TOP VENT NSK Metalltrennlage gelegt und darauf schließlich unsere Kupfer-Stehfalzdeckung – Kupfer walzblank halbhart 0,7 Millimeter!”

Bild von Detail des Kupferdachs der Markthalle
Detail: Stehfalzdeckung, Regenrinne und unten die Fassadentafeln – alles aus Kupfer.

Eingeschränkte Materialverfügbarkeit

Bewährte Handwerksarbeit wie das Stehfalzen auf einer modernen Gebäudehülle – diese beiden Aspekte zusammenzubringen, ist eine der großen Stärken des Hamburger Traditionsbetriebes. Ein gutes halbes Jahr brauchte D.H.W. Schultz, Mitgliedsbetrieb der DEG Alles für das Dach eG für die Durchführung. „Eingeschränkte Materialverfügbarkeit und Verzögerungen bei den Vorgewerken bremsten uns hier und da etwas aus, aber damit muss heute jedes Projekt leben“, sagt Deckert. Nach und nach entstand vor den Augen der durchaus kritischen Blankeneser der moderne Kupferbau, der mit der alten Rotsteinhütte aus der Nachkriegszeit so gar nichts mehr zu tun hatte.

Bild von Markthalle mit Kupferfassade
Das neue Markthaus – Bestandteil des Marktplatzes in Blankenese.

Schmuck-Döschen aus Kupfer

„Das ist unser Kupfer-Schmuck-Döschen“, freut sich D.H.W. Schultz-Geschäftsführerin Isabel Matthiessen über ein Vorzeigeprojekt, mit dem Hamburgs ältestes Handwerksunternehmen wieder einmal punkten kann. Kupfer, Kupfer und nochmal Kupfer fällt bei dem neuen Gebäude mit einer Grundfläche von 162 Quadratmetern ins Auge. „Das alte Gebäude war mehr oder weniger abgängig und wurde schließlich abgerissen“, sagt Isabel Matthiessen zum Ausgangspunkt.

Bild von Team an der Fassade der Markthalle mit Kupferdach
Schließen von geschlossenem Winkelfalz zum doppelten Stehfalz.

Schönes Markthaus am Wochenmarkt

Viermal die Woche findet in Blankenese ein Markt statt – da wollte das Bezirksamt Altona ein schönes, aber auch bezahlbares Gebäude an dem zentralen Platz haben. Der wurde ebenfalls umgestaltet und hat als bisherige Parkgelegenheit endgültig ausgedient. „Mit neuer Aufenthaltsqualität und einem schicken Markthaus sollte den Bewohnern von Blankenese und natürlich den Gästen des Stadtteils etwas Repräsentatives geboten werden“, so die Chefin von Hamburgs Kupfer-Spezialisten. Das Gebäude beherbergt nun ein Café, einen Gemeinschaftsraum, eine öffentliche WC-Anlage und ein kleines Büro für den Marktmeister. Die Gesamtkosten des Neubaus beliefen sich auf rund 1,2 Millionen Euro.

Bei Kupfer ist D.H.W. Schultz oft mit im Boot

Dass die Firma aus der Hansestadt mit ihrer fast 300-jährigen Geschichte auch hier dabei war, verdankt sie ihrer Expertise bei dieser Art Dach- und Fassadenbedeckung. Bei vielen repräsentativen Bauten der Stadt, die über Hamburg hinaus bekannt sind, haben die Bauklempner und Zimmerer des Unternehmens seit 1726 mitgewirkt: Hotel Atlantic, Hamburger Rathaus, die Hauptkirche Sankt Michaelis – im Volksmund „Michel“ –, der Hauptbahnhof und der Dammtorbahnhof, Speicherstadt. „Als unser bewährter Partner Sprinkenhof GmbH schließlich nach längerer Diskussion von Politik und Verwaltung über das ,Wie und Wann‘ mit dem Bau beauftragt wurde, saßen wir natürlich mit im Boot“, so die D.H.W.-Chefin freudig.

Bild von Markthalle mit Kupferdach und -fassade
D.H.W. Schultz ist in Hamburg der Spezialist für repräsentative Dächer und Fassaden aus Kupfer.

Nächstes Projekt: Hamburger Speicherstadt

Isabel Matthiessen freut sich auch über den gelungenen Auftrag in Blankenese. „Wir prägen mit unserer Arbeit weiter das Hamburger Stadtbild, im Kleinen wie im Großen“, freut sie sich. Im Großen ist demnächst die Speicherstadt dran, UNESCO-Weltkulturerbe seit 2015. Aber das ist wieder eine andere Geschichte.

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