Fähigkeiten erweitern: Dachdeckerin wechselt in Holzbau-Betrieb
17. Oktober 2019
Wenn ich morgens die Tür aufmache, um ins Auto zu steigen ist, es mittlerweile dunkel. Spätestens dann wird auch mir bewusst, dass der Sommer leider vorbei ist. Regenschauer und nasse Klamotten wurden alltäglicher und die Sonne kommt nur vereinzelt raus. Das Jahr neigt sich dem Ende zu. Zehn Monate sind seit meiner bestandenen Gesellenprüfung vergangen und es hat sich einiges geändert in meinem beruflichen Leben.
Dachdeckerin springt kurzfristig als Vorarbeiter ein
Seitdem ich Junggesellin bin, hat sich mein Ansporn in Sachen Arbeit als Dachdeckerin nochmals geändert. Wie ich bereits im vorherigen Artikel erwähnt hatte, habe ich Bedenken, dass ich den Stellenwert als Gesellin in meiner Firma womöglich nicht erreichen könnte, dass ich die Arbeit nicht gut genug ausführe. Dieser Entwicklungsprozess dauert eine Weile. Und auch nach zehn Monaten ist dieser, meiner Meinung nach, immer noch nicht abgeschlossen. Meine Feuertaufe hatte ich jedoch bereits.
Wie jeden Morgen lief ich an unser Auto und habe es abgeladen. Ich wunderte mich schon, wo mein Vorarbeiter bleibt und fragte im Büro nach. „Guten Morgen Larissa, ab heute bist du Vorarbeiterin“, lautete die Antwort. Ich lachte und hielt es für einen Spaß, doch der Blick meines Chefs verriet mir ziemlich schnell, dass es ernst gemeint war. Denn mein Vorarbeiter fiel für zwei Wochen aus und ich war ab sofort seine Vertretung.
Herausforderung stärkt das Selbstvertrauen
Zeit zum Nachdenken blieb mir nicht, als mir direkt der Zettel für die zu erledigende Arbeit in die Hand gedrückt wurde. Rasch wurde es besprochen und dann ging es los. In diesem Augenblick machte sich die Aufregung in mir breit und ich merkte direkt, dass nun ich diejenige bin, die die Verantwortung trägt. Ich muss das richtige Material mitnehmen, auf die Baustelle fahren, die Tätigkeiten untereinander aufteilen und mich absichern, dass sie korrekt ausgeführt werden. Diese zwei Wochen haben mir sehr gut getan und meinen Glauben an mich selbst sehr gestärkt. Und ich fasste einen Entschluss.
Chance nutzen: Wechsel in einen Holzbau-Betrieb
Ich habe meinen Betrieb gewechselt und arbeite seit September im Holzbau-Betrieb Hirsch in Büttelborn. Von Dachdeckerin jetzt zur Zimmerin? Die Gründe für meine Entscheidung sind relativ einfach. Dachdecker- und Zimmermannsarbeiten verschmelzen ineinander. Und ich wollte die Chance nutzen, mein Wissen und meine Fähigkeiten zu erweitern. Dies alles möchte ich in dieser Zimmerei verwirklichen.
Das 1918 gegründete Familienunternehmen Hirsch wird von einem Dachdeckermeister und einem Zimmermannsmeister geleitet, was natürlich das Zusammenführen der beiden Berufe ideal macht. Der Schritt in eine neue Firma ist nie einfach, weil man sich im Lager natürlich nicht auskennt, die Leute fremd sind und die Arbeitsweise eine andere ist. Ich wurde jedoch sehr herzlich aufgenommen und komme gut zurecht.
Mit den Chefs persönlich einen Dachstuhl aufgestellt
Direkt am zweiten Arbeitstag habe ich mit den Chefs höchstpersönlich einen Dachstuhl aufgestellt. Selbst wenn es nur ein kleines Dach war, fand ich die Aufgabe sehr aufregend und war begeistert. Doch auch das Verschiefern einer Gaubenwange, das Schweißen einer Garage oder das Hängen und Löten einer Dachrinne gehörten zu meinen ersten Tätigkeiten im neuen Betrieb. Ich hoffe, dort noch an einigen schönen Baustellen zu arbeiten und freue mich jetzt schon auf den nächsten Sommer und die gemeinsame Zeit mit der Firma Hirsch.
Sie interessieren sich für den Werdegang unserer Mitarbeiterin und Junggesellin. Dann lesen Sie hier, warum Larissa Würtenberger überhaupt Dachdeckerin geworden ist.