
Zert Green Building: Nachhaltige Dach-Produkte im Fokus
5. Juni 2025
Vor über vier Jahren gründete der Zentralverband des Deutschen Dachdeckerhandwerks (ZVDH) einen Nachhaltigkeitsausschuss. Das Ziel: Nachhaltigkeit in der Bedachungsbranche generell und bei den Betrieben mehr in den Fokus zu rücken. Denn bei vielen Kunden, Dachsanierer und Bauherren, spielt es längst eine wichtige Rolle bei der Auswahl von Materialien. Heute gibt es mit Zert Green Building eine vom ZVDH entwickelte Zertifizierung, 13 Herstellern haben bereits eines oder mehrere Produkte in diesem Prozess erfolgreich prüfen lassen.
Nachhaltigkeit kommt an im Dachhandwerk
„Zert Green Building wird inzwischen gut angenommen“, erklärt Philip Witte, der beim ZVDH verantwortlich zeichnet für diese Zertifizierung. „Es gibt viele Vorurteile bei der Nachhaltigkeit, was sie überhaupt soll, dass sie zu teuer sei. Doch langsam verändert sich die Haltung dazu, auch unter den Dachdeckern. Heute kann ich etwa über den Sinn und Nutzen von Verklebung sowie Alternativen diskutieren. Vor ein paar Jahren ging das überhaupt nicht.“

Namhafte Hersteller beteiligen sich an Zert Green Building
Inzwischen beteiligen sich namhafte Hersteller an Zert Green Building und werben damit auch aktiv. Bei Dämmstoffen Gutex, bei Dachziegeln Erlus und Laumanns, bei Abdichtungsbahnen Alwitra und Carlisle. Auch der Bedachungshandel unterstützt laut Witte das Thema. So werde jede Zertifizierung weitergegeben an den Dach-Daten-Pool, wo sie in den Produktinfos hinterlegt wird.
Wie die Zertifizierung funktioniert
Doch wie funktioniert eigentlich Zert Green Building? Bei Interesse können Unternehmen mit dem ZVDH Kontakt aufnehmen. „Ich besuche dann die Hersteller, schaue mir die Produktion und alles Weitere vor Ort an und wir gehen den von uns entwickelten Fragenkatalog durch“, erläutert Witte. Das notwendige Reisepensum nimmt er gerne in Kauf, weil ihm das Thema Nachhaltigkeit am Herzen liegt.

Fragenkatalog als Basis
Danach geben die Hersteller die über 50 Fragen aus den Bereichen Produktion/Unternehmen, Eigenschaften/Langlebigkeit des Produkts und Recycling in die jeweiligen Abteilungen weiter. Es können jeweils Kreuze gesetzt werden bei „wird erfüllt“, „wird nicht erfüllt“ und bei „nicht anwendbar“. Aber für noch wichtiger hält Witte das nebenstehende Feld „Anmerkungen“. „Je mehr Infos wir im Detail erhalten, desto besser können wir uns ein Bild davon machen, wie Nachhaltigkeit im jeweiligen Unternehmen gelebt wird.“
Bei den Fragen geht es etwa darum, ob Gefahrstoffe in der Produktion verwendet werden, welche Zertifizierungen es bereits gibt oder wie hoch der Energieverbrauch und der Anteil an erneuerbaren Energien ist. Beim Produkt muss beantwortet werden, wie langlebig es ist, ob nachwachsende Rohstoffe verwendet werden, Schadstoffe nach der Verbauung austreten können und wie es mit der Umweltverträglichkeit ist. Und schließlich ist auch entscheidend, ob ein Produkt teilweise oder komplett recycelfähig oder wiederverwendbar ist.

Nachprüfung: Antworten werden gecheckt
Zum Abschluss werden die Antworten noch einmal überprüft. „Bislang übernehme ich diese Aufgabe mit Martin Weihsweiler und Madeleine Oster vom Nachhaltigkeitsausschuss, die über viel Erfahrung verfügen und die in ihren eigenen Betrieben selbst konkrete Maßnahmen in Sachen Nachhaltigkeit umsetzen“, berichtet Witte. „Wir suchen aber nach einem unabhängigen, externen Partner, der die Nachkontrolle für Zert Green Building übernehmen soll.“
Drei Viertel der Kriterien müssen erfüllt sein
75 Prozent aller Kriterien müssen für eine Zertifizierung erfüllt sein. Das Recycling und die Rückbaubarkeit sind dabei wichtige Themen und zugleich auch Grenzfälle in Sachen Bewertung. Denn es gibt zwar erste Projekte wie Roof Collect für Kunststoffbahnen und eine Testanlage für das Recycling von EPS/XPS-Dämmplatten in Holland, doch selbst wenn Produkte recycelfähig sind, gibt es aktuell nicht genug Kapazitäten dafür. „Wir sind ein rohstoffarmes Land, deshalb sollten wir das Thema Recycling weiter forcieren“, meint Witte.

Vertrauensvolle Zusammenarbeit
Die Zusammenarbeit mit den Herstellern bezeichnet Witte als vertrauensvoll. „Da will keiner was verkaufen, da sind Unternehmen unterwegs in Richtung Nachhaltigkeit. Von daher sind wir optimistisch, dass Zert Green Building Potenzial hat und einen Prozess in Gang bringen kann hin zu mehr nachhaltigen Produkten. Zudem kann die Zertifizierung für kleinere Hersteller auch ein Anschub sein, ins Thema einzusteigen.“
Weiterbildung zum Thema Nachhaltigkeit für Dachdecker
Das gilt auch für die Dachdeckerbetriebe selbst. Zert Green Building bietet ihnen Gelegenheit, ihren Kunden nachhaltige Produkte in der Beratung empfehlen zu können. Doch damit nicht genug. „Wir wollen die Betriebe unterstützen, in ihren Abläufen verstärkt auf Nachhaltigkeit zu setzen“, erläutert Witte. „Wir planen dafür mit der Zentralstelle für Weiterbildung im Handwerk eine Weiterbildung am BBZ Mayen. Da wollen auch Weihsweiler und Oster als Praktiker in Sachen Nachhaltigkeit als Dozenten dabei sein.“
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