Matthias Schomberg: Wissbegierig bleiben als Erfolgsprinzip
30. Oktober 2025
Wenn man verstehen will, wie Matthias Schomberg so tickt, dann lohnt ein Blick auf seinen Werdegang. Nach der Lehre im Familienbetrieb Schomberg + Co GmbH in Dortmund, Mitglied der DEX eG, ging er nicht den geraden Weg in Richtung Meisterschule. Nein, er absolvierte stattdessen zunächst ein Studium der Betriebswirtschaftslehre.
Aus Interesse Betriebswirtschaft studiert
Es zieht sich wie ein roter Faden durch den beruflichen Werdegang des Dachdecker- und Klempnermeisters, dass er immer wieder Neues lernen und sein Wissen vertiefen möchte. „Das Studium habe ich für mich gemacht. Ich wollte etwas anderes sehen und erleben“, erläutert Schomberg. Also wechselte er vom Dach in den Hörsaal der Fachhochschule Dortmund. Teil des Studiums war ein Praktikum, in seinem Fall bei einem Wirtschaftsprüfer. Doch Schomberg beendete es vorzeitig nach zehn Tagen, weil es da nichts zu lernen gab, er nur als Hilfskraft eingesetzt wurde. „Da wusste ich, wo ich hingehöre.“

KI-Assistentin Petra
Kein Wunder, dass der Geschäftsführer auch in seinem Betrieb immer wieder Neuland betritt. So hat er seit kurzem mit „Petra“ eine KI-Assistentin für Kundentelefonate. Die nimmt Gespräche an, wenn die BüromitarbeiterInnen alle telefonieren und in der einstündigen Mittagspause. „Wir wollen damit unsere Erreichbarkeit und damit den Kundenservice verbessern“, so Schomberg. Auch wenn noch nicht alles perfekt klappt, Petra nimmt Anliegen auf, kann nachfragen und sendet anschließend eine Mail mit allen Daten ins IT-System. „Die Rückmeldungen der Kunden sind bislang überwiegend positiv, auch von älteren Menschen“, freut sich der Geschäftsführer.
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Digitalisierungsbeauftragte Jana Lueg
Büromitarbeiterin Jana Lueg hat sich in dieses Projekt hineingefuchst. „Sie ist quasi unsere Digitalisierungsbeauftragte“, meint der Chef. Mitarbeiter, die sich engagiert einbringen, fördert und unterstützt er gerne. Lueg arbeitete bis zu einer Fußverletzung im Lager, jetzt an der Digitalisierung der Prozesse im Betrieb, der bereits ein Dokumenten-Management-System eingeführt hat. Schomberg pflegt einen sachlichen, wertschätzenden Umgangston mit seinem Team. Über seine Art zu führen macht er keine großen Worte. „Wir haben ein vernünftiges Miteinander.“

Mit Augenmaß digitalisieren
Die Digitalisierung hat auch auf den Baustellen Einzug gehalten. Die Vorarbeiter haben iPads, alle Daten liegt in der Cloud für das Abrufen von jedem Ort. Es gibt Zugriff auf die Dokumente rund um die jeweilige Baustelle, wie Pläne, statische Berechnungen und Leistungsverzeichnisse. Die Vorarbeiter können Fotos direkt ins System laden und Nachfragen stellen in Richtung Büro, wo neben dem Chef noch zwei angestellte Dachdeckermeister sitzen. „Trotzdem schaue ich mir gerne die Dinge selber vor Ort an“, berichtet Schomberg. Digitalisierung mit Augenmaß.
Seine Meister im Büro haben auf ihren drei Bildschirmen alles im Blick, machen morgens die Zuteilung der rund 30 Gesellen für die Baustellen und sehen direkt, wie in welcher Woche die Auslastung ist. Sind sie schon am Anschlag? Können sie noch Projekte zwischenschieben? Wann können sie neue Projekte terminieren? Fragen, die dank gut abgestimmter digitaler Prozesse schnell beantwortet sind bei Schomberg.

Betrieb beschäftigt einen Werkstudenten
Um noch besser zu werden, vor allem in der Planung von Fassadenprojekten, beschäftigt der Betrieb einen Werkstudenten, eine Seltenheit im Handwerk. „Ich habe mit Jan Brüggemann drüber gesprochen, der bei der Henke AG gute Erfahrungen damit gemacht hat“, erzählt Schomberg. Seit diesem Sommer absolviert Nils Kletschka für vier Jahre sein duales Studium im Betrieb. „Drei Tage ist er bei uns im Büro, die weitere Arbeitszeit hat er für sein Studium als Bauingenieur. Wir bezahlen die Gebühren für die private Universität und ein Lehrlingsgehalt.“ Zwei Monate wird er erst einmal Baustellenluft schnuppern, vor allem bei Fassadenprojekten. Dann soll er den Prozess vom Aufmaß bis zur Fertigung der Fassadenplatten digitalisieren, um Zeit und Kosten, etwa für zu viel Verschnitt, zu sparen.

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Fassade als ein Standbein
Fassade ist einer von zwei zentralen Geschäftsbereichen. Der Vater Karl Schomberg begann damit in der 1970er Jahren mit Eternitplatten, heute wird auch Alucobond und Trespa als Material verwendet. „Wir haben 2000 die erste CNC-Anlage gekauft, die Fertigung der Fassadenelemente läuft in unserer eigenen Halle mit modernen Maschinen. Ein fester Mitarbeiter hat dort sein eigenes Büro“, berichtet Schomberg. Der Betrieb übernimmt größere Projekte auf Vermittlung von Architekten und auch Herstellern, mit denen es seit vielen Jahren eine vertrauensvolle Zusammenarbeit gibt.

Wenige Betriebe bieten Fassade komplett aus einer Hand an
„Fassade ist ein ganz eigenes Geschäft, in dem nur wenige Dachdecker aktiv sind“, erläutert Schomberg. Schaffen sie so etwas? Das ist für ihn keine Frage. In Nordrhein-Westfalen können nur wenige ein Projekt von der Planung über die eigene Fertigung bis zur Montage ausführen. Der Betrieb ist Mitglied beim Fachverband Baustoffe und Bauteile für vorgehängte hinterlüftete Fassaden e. V. (FVHF) und hat dort die Goldzertifizierung erhalten – als einer von bundesweit acht Betrieben. „Dafür müssen wir Projekte und Quadratmeterzahlen einreichen, Schulungen für den Chef und die Mitarbeiter nachweisen oder ob wir ausbilden“, erläutert Schomberg. Zweimal im Jahr gibt es einen Fassaden-Tag für den Austausch zwischen den Mitgliedern, zu denen auch Hersteller zählen.

Flachdach-Sanierung als zweites Standbein
Das zweite zentrale geschäftliche Standbein sind Sanierungen von Flachdächern, viele Projekte laufen mit Wohnungsbaugesellschaften. Neubauten sind hingegen selten, wie auch bislang zusätzliche PV-Anlagen. „Uns fehlte die Zeit, da richtig einzusteigen, obwohl alle Meister bereits die Weiterbildung zum PV-Manager absolviert haben“, erklärt Schomberg. Gründächer gehören dagegen bereits seit 1995 zum Portfolio. „Extensive Dachbegrünung ist ja kein Hexenwerk und heute bieten die Hersteller alle Materialien aus einer Hand an.“ Ein Nebenstandbein ist der Reparatur- und Wartungsbereich mit eigener Kolonne, für Privatkunden und vor allem für Wohnungsbaugesellschaften.

Sachverständiger für das Dachdeckerhandwerk
Weitere Aufträge verdanken sich einer Weiterbildung. Schomberg ist öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für das Dachdeckerhandwerk – aus Interesse. „Da kann ich mich mit einer Frage intensiv auseinandersetzen. Die rund 20 Fälle im Jahr sind quasi bezahlte Fortbildung und der Titel gut fürs Renommee.“ Hinzu kommen die Treffen der Sachverständigen in Eslohe und Mayen, der dortige Austausch mit den Kollegen. Immer etwas Neues erfahren, das ist ganz nach dem Geschmack des Geschäftsführers.

Sohn Marlon absolviert triales Studium
Übernommen hat er den Betrieb vom Vater, der ihn 1958 mit der Mutter gründete, mit dem Büro in der Garage der Großmutter. Nach einem schnellen Wachstum erfolgte der Umzug an den heutigen Firmensitz. Matthias Schomberg absolvierte nach dem Studium die Meisterschule am BBZ Mayen und legte dann den Klempnermeister in Konstanz nach, ebenfalls in Vollzeit. Die Kontakte aus dieser Zeit pflegt er bis heute auf regelmäßigen, privaten Treffen der Ehemaligen.
Auch die nächste Generation steht schon in den Startlöchern. Sohn Marlon absolviert die Lehre beim Kollegen Dirk Sindermann im Rahmen eines trialen Studiums in Köln, das 4,5 Jahre dauert und den Meister sowie einen Bachelor in Handwerksmanagement beinhaltet. Im Gegenzug lernt Sindermann-Sohn Henri im Betrieb Schomberg im Rahmen seines trialen Studiums.

Übergabe mit dem Vater funktionierte bestens
„Das erste Jahr hat bei Marlon super funktioniert“, berichtet der 57-Jährige, der sich freut, dass ein Nachfolger in der Familie bereitsteht. Auch seine Tochter hat jüngst ein Praktikum auf dem Dach gemacht, sie studiert Architektur in Berlin. Wer weiß, ob auch sie eines Tages zurückkehrt. Mit dem eigenen Vater lief die Nachfolge unkompliziert. „Er hat mich eingearbeitet, ab 1995 war ich Betriebsleiter auf den Baustellen und habe 1997 als Geschäftsführer übernommen. Mein Vater konnte gut loslassen“, erläutert Schomberg.
Innung stärkt Zusammenhalt der Betriebe
Übernommen hat er vom Vater quasi auch das Ehrenamt. Schomberg ist stellvertretender Obermeister der Innung Dortmund-Lünen, schon der Vater war im Vorstand. „Ich will mich einbringen. Wir brauchen den Zusammenhalt der Betriebe, sonst werden wir zu ausführenden Organen der Industrie.“ Wichtig sei auch hier der Generationenwechsel. „Wir dürfen die jungen Leute nicht aus den Augen verlieren“, sagt Schomberg. Auch diese Veränderung wird er mit Obermeister Dirk Sindermann angehen, mit Augenmaß und Weitblick, wie er es seit vielen Jahren im eigenen Betrieb erfolgreich umsetzt.
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