
Azubi-Tausch: Dachdecker sammeln neue Erfahrungen
30. Dezember 2024
Man hat es schon oft gehört: Über den Tellerrand schauen, neue Impulse setzen, etwas anders sehen, den Horizont erweitern. Alles richtig – aber man muss es tun. Besonders spannend ist es, wenn man es zum ersten Mal macht. Drei Dachdeckerbetriebe aus Bielefeld, Köln und Mainz haben sechs Auszubildenden genau diese Erfahrung ermöglicht: Sie tauschten für eine Woche die Plätze. Das Ergebnis: Abenteuer, Spaß und viele neue Eindrücke.
Der Kölner Khalil hilft auf dem Bielefelder Steildach
November 2024: Khalil Bakar schaut über die Dächer der Stadt Bielefeld. Der Azubi-Tausch bringt neue Ausblicke – denn normalerweise macht er in Köln eine Ausbildung zum Dachdecker bei der DeinDach by Hemmersbach GmbH, die von Florian und Lukas Hemmersbach geführt wird und Kunde der DEG Alles für das Dach eG ist. Jetzt hilft der 22-jährige Azubi dabei, ein Steildach mit schwarzen Ziegeln einzudecken. Sein Vorarbeiter Benjamin Saure ist zufrieden: „Dass Khalil bisher hauptsächlich Flachdächer gemacht hat und das hier für ihn Neuland ist, merkt man ihm gar nicht an. Er macht das richtig gut!“

Eine auf Mallorca geborene Idee
So etwas entsteht, wenn Chefs gemeinsam auf Mallorca in Bierlaune sind. Eugen Penner von der Bielefelder Zimmerei und Dachdeckerei ZEP-Team GmbH, Jonas Dämgen von der Mainzer Dach- und Holzbauwerke Dämgen GmbH und die Brüder Hemmersbach aus Köln verbringen auf der Baleareninsel aber nicht den ganzen Tag im Freizeitmodus. Zusammen mit anderen Unternehmern aus der Branche treffen sie sich zweimal im Jahr zum intensiven Erfahrungsaustausch. „Das Bierchen am Abend gehört natürlich dazu. Und aus einer solchen Bierlaune heraus entstand im Juni die Idee, doch einfach mal für eine Woche einige unserer Azubis zu tauschen, damit sie auch mal was anderes sehen und machen“, erzählt Lukas Hemmersbach.

Logistische Meisterleistung: Azubi-Tausch organisiert
Wer die Firmenchefs kennt, merkt schnell: Wo andere lange diskutieren, packen sie sofort an. Kaum zu Hause angekommen, organisierten sie mit ihren Teams das anspruchsvolle Projekt Azubi-Tausch. Die Auszubildenden brauchten nicht nur Unterkunft und Verpflegung, sie sollten auch neue Arbeitsinhalte, Städte und Menschen kennenlernen. „So etwas muss erst einmal rechtlich und versicherungstechnisch organisiert werden, vom Rahmenprogramm ganz zu schweigen“, erklärt Jonas Dämgen, Mitglied der DEG Alles für das Dach eG.

Ankunft und erste Eindrücke
So kamen die Auszubildenden Jakob Kampert aus Köln und Robin Schütte aus Bielefeld an einem kühlen Samstagnachmittag im November mit dem Zug am Mainzer Hauptbahnhof an und wurden von Chef und Mitarbeitern der Firma Dach- und Holzbauwerke Dämgen in Empfang genommen. Zuerst ging es in die gemütliche Ferienwohnung, die Dämgen für den Azubi-Tausch gemietet hatte, und später am Abend auf die Eisbahn, wo auch der eine oder andere Glühwein getrunken wurde.

Tagsüber Arbeit und abends Programm
Für Khalil Bakar (Köln) und Lukas Ratgeber (Mainz) verlief das Ankunftswochenende in Bielefeld ähnlich wie für Til Rosendahl (Bielefeld) und Anton Pretorius (Mainz) in Köln. Die Stadt erkunden, andere Azubis kennenlernen, später nach der Arbeit essen gehen, Bowlen, Kart fahren, Lasertag spielen, mit den Kollegen in die Sauna gehen und grillen – langweilig sollte es nicht werden. „An zwei Abenden chillten wir aber auch zu Hause“, sagt Jakob Kampert. „Wir haben in der Woche nicht nur Remmidemmi gemacht, sondern alle ganz normal gearbeitet.“

Lernen durch Perspektivwechsel
Denn darum geht es ja vor allem beim Azubi-Tausch: andere Betriebe und eine andere Arbeitswelt kennenzulernen. „Drei Jahre Ausbildung können für einen jungen Menschen lang werden, da stellen sich natürlich Gewohnheiten ein“, sagt Eugen Penner, Mitglied der DEX eG. „Das, was wir den Jungs hier jetzt bieten konnten, hätte ich mir selbst in meiner Zimmererlehre gewünscht: Mal raus aus dem Bekannten, mal was anderes sehen und machen.“ Das fängt schon morgens mit einer anderen Arbeitsvorbereitung im Gastbetrieb an und zieht sich durch den ganzen Tag: „Das Auto sieht anders aus, das Gerüst steht woanders, die Baustelle ist unbekannt, die Kollegen auch“, so Penner. „Das sind viele Eindrücke und neuer Input. Vieles ist ungewohnt, obwohl es der gleiche Beruf ist.“
Azubi-Tausch: Gewinn für alle Seiten
Das, so Florian Hemmersbach, sei auch für die Betriebe das Schöne am Azubi-Tausch: „Es kommen keine ungelernten Praktikanten, sondern in diesem Fall Jungs, die schon was können, die wissen, worum es geht.“ Aber sie würden eben auch mal eine Woche an ihrem neuen Ort etwas machen, was sie sonst in Mainz, Bielefeld oder Köln nicht so oft erleben: „Wir machen hier in Köln und Umgebung zu 70 Prozent Flachdächer. Til aus Bielefeld und Anton aus Mainz haben wir auf einer Großbaustelle eingesetzt, wo ein neuer Stadtteil entsteht. Das ist für beide eine ganz andere Baustelle als zuhause.“

Viel Engagement der Chefs gefragt
Was ihre Auszubildenden im Gastbetrieb machen und lernen sollten, hatten die drei Chefs bereits im Vorfeld eng abgesprochen. Auch in der Austauschwoche selbst mussten sie viel zusätzliche Arbeit und Engagement aufbringen, aber das fällt nicht schwer, wenn „das Feuer brennt“, meint Jonas Dämgen. „Wir Drei haben jeden Abend ein bis zwei Stunden miteinander telefoniert oder gechattet, wie die Woche jetzt läuft, was die Jungs erleben, wie sie sich machen.“

Medienpräsenz auf Instagram und im Fernsehen
Da alle drei Unternehmen auch in Sachen Öffentlichkeitsarbeit vorbildlich aufgestellt sind, lief die Berichterstattung in dieser Woche auf Hochtouren – mit Reels auf Instagram oder Videoaufnahmen für YouTube, wo im Januar sogar ein längerer Film über das Azubi-Projekt online gehen soll. In der Lokalzeit Ostwestfalen-Lippe des WDR lief sogar schon nach wenigen Tagen ein Beitrag über den Einsatz der beiden Azubis, die im ZEP-Team von Eugen Penner auf dem Dach standen.

Als nächstes werden Vorabeiter und Chefs getauscht
Für Dämgen, Penner und die Hemmersbach-Brüder steht nach dem erfolgreichen Azubi-Tausch fest, dass dieses Projekt Modellcharakter hat. Sie denken schon weiter: „2025 werden wir einige unserer Vorarbeiter tauschen, 2026 dann sogar die Chefs“, freut sich Eugen Penner auf zukünftige Projekte. Die drei Unternehmen – ohnehin schon freundschaftlich verbunden – sind durch die gemeinsame Aktion noch enger zusammengerückt. „Man kann das Ganze durchaus größer denken als nur mit drei Betrieben“, meint Florian Hemmersbach nach dem gelungenen Auftakt. „Wir überlegen bereits, unseren Ansatz auf der Messe Dach+Holz 2026 in Köln mit einem eigenen Stand zu präsentieren.“
Sie interessieren sich für Nachwuchsarbeit im Handwerk? Dann lesen Sie unseren Bericht über Dachdeckermeister Patrick Gottlieb, der als Trainer im Fußballverein Azubis gewinnt.
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