
Comeback: Dachdecker nach schwerem Unfall in der Reha
1. April 2025
Vier Meter fiel Detlef Wagner rückwärts vom Dach, eine Regenrinne in der Hand. Unten krachte er mit dem Rücken in eine Leiter. Vier Rippen brachen dabei in Höhe der Lunge, er hätte auch sterben können bei diesem Absturz. „Ich musste in einer Operation zusammengeflickt werden. Die Ärzte setzten mir dafür eine Metallplatte ein“, berichtet der 56-jährige Dachdecker. Seit November arbeitet er im Programm „Rehajob“ an seinem Comeback auf dem Dach, Mitte März 2025 hat er seine letzten Tage dort, danach startet Detlef Wagner die Wiedereingliederung in seinem bisherigen Betrieb. „Ich freue mich tierisch darauf, wieder auf dem Dach zu stehen, habe aber auch Respekt und bin ein bisschen nervös.“

Mit „Rehajob“ zurück aufs Dach
Nach einem schweren Unfall steht zunächst die Heilung im Vordergrund. Direkt danach folgt die Reha. Speziell für Handwerker wie Dachdecker Detlef Wagner bietet die Handwerkskammer Koblenz in Kooperation mit dem Stiftungsklinikum Mittelrhein Koblenz das Programm „Rehajob“ an. Es ermöglicht Handwerkern, sich zusätzlich zum herkömmlichen Physio-Programm auch in einem „künstlichen“ Arbeitsumfeld gut begleitet an typische körperliche Belastungen ihres Berufs heranzutasten.

Selbstbewusstsein wird gestärkt
„Das Gute ist, dass die Patienten hier unbeobachtet, also nicht direkt in ihrer Firma, anfangen zu arbeiten. Sie bekommen wertvolle Hinweise, wie sie ihre Bewegungsabläufe ergonomisch gut trainieren können, um ihren Körper vor Fehlbelastungen zu schützen und ihr Selbstbewusstsein wird nach der teils langen Krankheitsphase gestärkt“, erläutert Ulrich Meinhard, der das Programm von Seiten der Handwerkskammer Koblenz betreut.
Finanzierung durch die BG Bau
Finanziert wird die Reha von der BG Bau. „Ich bin dafür sehr dankbar und auch für die gute Begleitung durch meine Sachbearbeiterin“, erzählt Detlef Wagner. Erst wurden ihm drei Wochen im Programm „Rehajob“ bewilligt, dann wurden es fünf Wochen und am Ende drei Monate. Eine harte und zugleich erfolgreiche Zeit für den Dachdecker. Da es noch einige Zeit dauern wird, bis die vier Rippen wieder zusammengewachsen sind, hat Detlef Wagner schlimme Schmerzen, vor allem bei Drehungen. Also geht es in den Übungen am Dachmodell darum zu lernen, das Heben und das Verlegen von Ziegeln mit möglichst wenig Drehungen auszuführen. „Ich darf auch nur bis zu 15 Kilogramm heben“, fügt der Dachdecker hinzu.

Psychologische Betreuung wegen Sturz-Alpträumen
Neben den praktischen Übungen an dem 2,5 Meter hohen Dachmodell erhält Detlef Wagner noch weitere wichtige Unterstützung. „So habe ich Atemtechniken gelernt, die den Schmerz reduzieren in der Lunge.“ Zudem erhält er Krankengymnastik und auch eine psychologische Betreuung. „Nach dem Unfall habe ich nachts immer wieder von dem Sturz geträumt und bin schweißnass aufgewacht. Das ist durch die Gespräche mit einem Therapeuten nach und nach besser geworden und heute habe ich keine Alpträume mehr“, berichtet der Dachdecker. Besonders hervorheben möchte er den Kontakt zu seinem Reha-Betreuer Thomas Pies, der selbst Mauer- und Gerüstbauermeister ist. „Er hat mich sehr unterstützt und wir haben gute Gespräche geführt.“

Gelernter Maurer liebt die Dachdeckerei
Detlef Wagner ist gelernter Maurer, war lange im Gerüstbau aktiv und arbeitet seit seinem Umzug in die Eifel 2018 als Dachdecker, erst als Helfer und jetzt wie ein ausgelernter Geselle. „Ich will arbeiten, das war schon immer so. Am Ende von zwei Wochen Urlaub werde ich nervös und freue mich auf die Baustellen. Ich bin gerne Dachdecker, es ist ein schöner Job.“

Unterstützung von den Chefs
Seine Chefs Ralf Nebeler und Stefan Nebeler standen ihm in der schweren Zeit nach dem Unfall immer zur Seite. Sie freuen sich auf die Rückkehr von Detlef Wagner in den 1880 gegründeten Traditionsbetrieb Nebeler Bedachungen GmbH in Daun. Dort wird der Dachdecker in der ersten Woche mit vier Stunden pro Tag starten und dann das Pensum Woche für Woche erhöhen. „Ich hoffe sehr, dass es mit der Wiedereingliederung klappt, mal schauen, wie es sich anfühlt, nach dem Sturz erstmals wieder auf ein Dach zu steigen“, erzählt Detlef Wagner. Mit dem Programm „Rehajob“ hat der Dachdecker auf jeden Falle eine gute Basis gelegt für ein erfolgreiches Comeback auf den Baustellen.
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