Deutscher Holzbaupreis 2023 zeigt Vielfalt des Baustoffs
1. Juni 2023
Drei auf ihre Weise sehr besondere Projekte wurden mit dem renommierten Deutschen Holzbaupreis 2023 ausgezeichnet: die Aufstockung und Erweiterung der Bundesgeschäftsstelle des Deutschen Alpenvereins in München, der Neubau des Rathauses in Hainburg und der Neubau des Wohn- und Geschäftshauses Buggi 52 in Freiburg im Breisgau. Geehrt wurden gleichermaßen Bauherren, Architekten, Tragwerksplaner und Holzbaubetriebe als Urheber der ausgezeichneten Beiträge.
Bewusstsein für umweltschonendes Wohnen nimmt zu
Unter der Schirmherrschaft des Bundesministeriums für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen verlieh Holzbau Deutschland – Bund Deutscher Zimmermeister am 16. Mai im Rahmen der Messe LIGNA den Deutschen Holzbaupreis 2023. „Das Bewusstsein für effizientes und umweltschonendes Wohnen nimmt stetig zu“, machte Karl Hoffmeister, Vorstandsmitglied Holzbau Deutschland deutlich. „Dabei beweist der Baustoff Holz seine Vielseitigkeit und Wirtschaftlichkeit, ob bei Großprojekten oder im Ein- und Zweifamilienhaus. Der Deutsche Holzbaupreis 2023 zeigt eine ausdrucksstarke Auswahl dieser Vielfalt.“
Deutscher Holzbaupreis 2023: 149 Projekte eingereicht
Insgesamt bewertete die Fachjury 149 eingereichte Projekte. Darunter befanden sich anspruchsvolle und innovative Neubauten, gelungene Gebäudesanierungen und Gebäudeaufstockungen. Die Einreichungen zeigen, dass neben Kindergärten auch immer mehr Schulgebäude in Holzbauweise errichtet werden. Gerade bei Schulen ist oft eine schnelle Bauabwicklung durch elementiertes Bauen gefragt. In den Städten etabliert sich der mehrgeschossige Holzbau mit bis zu sieben Etagen.
Ausgezeichneter Neubau: Wohn- und Geschäftshaus Buggi 52
Im Freiburger Stadtteil Weingarten ist es gelungen, eine städtebaulich sensible Situation zu verbessern, indem stark verdichtet kostengünstiger Wohnraum, ein Kindergarten und im Sockelgeschoss ein Supermarkt geschaffen wurden. Die eigentliche Innovation bilden die komplett in Holzbauweise errichteten Obergeschosse eins bis sieben, inklusive der Treppenhäuser und des Aufzugschachts. Für die Gebäudeklasse 5 ist das bisher einmalig. Der Deutsche Holzbaupreis 2023 ist der verdiente Lohn. Es entstanden so überwiegend barrierefreie und sozialhilfefähige Wohnungen unterschiedlicher Größe.
Holztafelbauweise spart 44 Prozent Material ein
Neben den vielen neuartigen Details des Gebäudes Buggi 52 – insbesondere für den Brandschutz – ist der Einsatz der Holztafelbauweise bemerkenswert, durch die sich eine Materialeinsparung von 44 Prozent gegenüber der Holzmassivbauweise erzielen ließ. Letztere kam lediglich für die Erschließungskerne zum Einsatz. Einmalig ist auch der Einsatz einer zwar brennbaren, aber schwer entflammbaren Weichfaserplattendämmung bei den Außenwänden. Schon selbstverständlich war die kurze Bauzeit dank des hohen Vorfertigungsgrads. ‚Buggi‘ ist deutschlandweit der erste FSC-zertifizierte Holzbau, da das verbaute Holz aus heimischer und nachhaltiger Forstwirtschaft stammt.
Repräsentativer Pavillon: Neubau Rathaus Hainburg
Im Stil der klassischen Moderne erhielt die hessische Stadt Hainburg ein neues Rathausgebäude, das in der Formensprache eher an einen repräsentativen Pavillon erinnert als an eine klassische Verwaltung. Eine großzügig über die Gebäudeecke geführte Rücknahme des Erdgeschosses leitet die Besucher barrierefrei und wettergeschützt ins Innere. Dahinter schließt ein gebäudehoher offener Lichthof an, der den Bau nicht nur im Kern mit Frischluft und Tageslicht versorgt, sondern auch ein attraktives Atrium bildet. Der Außenraum vor den Versammlungsräumen wird so gleichzeitig auch zum Innenraum.
Ein lichtdurchfluteter Baukörper von großer Leichtigkeit
Durch einen weiteren Innenhof scheint das Gebäude allseits von natürlichem Licht durchflutet zu sein. Die am Bau Beteiligten schufen hier gemeinsam einen Baukörper von großer Leichtigkeit mit herausragender Aufenthaltsqualität. In diesem Sinne ist der Holzbau nicht nur Bestandteil der Konstruktion, sondern auch gestaltendes Element im Innenraum. Die vertikal strukturierte Fassade erhielt eine Verkleidung aus bronzierten Blechen. Das darauf fallende Tageslicht macht das neue Rathaus endgültig zu einem Holzbau-Schmuckstück mit hoher architektonischer Qualität im Sinne der Jury des Deutschen Holzbaupreises 2023.
Bauen im Bestand: Bundesgeschäftsstelle des Deutschen Alpenvereins
Ein Bürogebäude der 1970er Jahre, inmitten moderner Hochglanzarchitektur der Parkstadt Schwabing, wird für den Deutschen Alpenverein zu einem neuen, wegweisenden Standort. Planer und Auftraggeber setzten statt auf Abriss vielmehr auf die Nutzung der grauen Energie des alten Betonbaukörpers. Dieser wurde entkernt und um zwei zusätzliche Geschosse, einen Konferenzsaal im Erdgeschoss und ein über alle Geschosse offenes Atrium mit Treppenhaus ergänzt.
Pfosten-Riegel-Fassade als neue Gebäudehülle
Schon allein die Aufstockung des Gebäudes war nur möglich durch das relativ geringe Gewicht der Holzbauweise. Eine Pfosten-Riegel-Fassade bildet die komplett neue Gebäudehülle. Sie übernimmt nun die Verschattung und vor allem die Lüftung des Gebäudes, und das ohne jeglichen Einsatz von mechanischen Elementen. Zusätzlich ermöglicht ein außen vorgestelltes Holzgerüst die Begrünung des Gebäudes.
Nachhaltige Low-Tech-Lösung für die Belüftung
Den Planern ist es gelungen, ein hochmodernes Bürogebäude mit einer intelligenten, nachhaltigen Low-Tech-Lösung für die Lüftung zu schaffen. Gebäude dieser Art aus den 1960er bis 1980er Jahren sind in unseren Städten zahlreich anzutreffen und verlangen dringend nach energetischer und funktioneller Ertüchtigung. Die Jury des Deutschen Holzbaupreises 2023 sieht in dem Projekt ein sehr gelungenes Beispiel mit hohem Potenzial für den Einsatz des Holzbaus.
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