Dachdeckerin macht Auslandspraktikum auf La Reunion

Dachdeckerin macht Auslandspraktikum auf Pazifikinsel La Réunion

17. September 2019

 · Knut Köstergarten

Viele Frauen sind es noch nicht unter den Dachdeckern an der Berufsschule in Oberhausen. Marleen Solle hat in ihrer Klasse eine Kollegin, insgesamt sind es immerhin fünf. Und mit einer von ihnen hat sie sich schon am Ende des zweiten Lehrjahres ein besonderes Auslandspraktikum gemacht. „Caro und ich, wir haben eine Fahrgemeinschaft während der sechs Wochen überbetrieblicher Ausbildung in Wesel gebildet und uns angefreundet. Danach starteten wir dann zu drei Wochen Austausch nach La Réunion“, berichtet Marleen Solle. Die zu Frankreich gehörende Insel im Indischen Ozean ist für ihr vulkanisches, von Regenwald bedecktes Inland sowie ihre Korallenriffe und Strände bekannt. Wie kommt da eine Dachdeckerin hin? „Das Praktikum wird vom Deutsch-Französischen Sekretariat für den Austausch in der beruflichen Bildung angeboten. Und da andere Lehrlinge abgesagt hatten, konnten wir nach dem Hinweis eines Lehrers kurzfristig einspringen.“

Bei ihrem Auslandspraktikum auf La Reunion hat die angehende Dachdeckerin Marleen Solle den dortigen Handwerksstil kennengelernt.
Bei ihrem Auslandspraktikum auf La Réunion hat die angehende Dachdeckerin Marleen Solle (links) mit Freundin Caro den dortigen Handwerksstil kennengelernt.

Auf La Réunion sind die Dächer aus Wellblech

Für die unternehmungslustige junge Frau ein echtes Highlight. „Das war eine coole Zeit mit den sieben weiteren Teilnehmern aus ganz verschiedenen Gewerken. Wir haben Betriebe besucht, den Handwerksstil dort kennengelernt und bei Dachdeckern praktisch reingeschnuppert“, erzählt Solle. Dabei ist die Ausbildung in Frankreich ganz anders organisiert. „Das ist mehr schulisch mit ein bisschen Praxis“, berichtet die Dachdeckerin. Die Dächer auf La Réunion sind fast alle aus Wellblech. Nur ein Ziegeldach hat Solle auf der ganzen Insel entdecken können. In der wunderschönen Natur war die Gruppe natürlich auch unterwegs, etwa beim Canyoning oder beim Paragliding. Die Reise empfand die junge Frau als

Dachdeckerin: Die meisten Häuser auf der Insel haben Dächer aus Wellblech.
Die meisten Häuser auf der Insel haben Dächer aus Wellblech.

echtes Highlight. Kontakte zu den Teilnehmern hält sie immer noch.

Dachdeckerin hat ihre Berufung gefunden

Doch zurück nach Essen, wo im Familienbetrieb Solle Bedachungen mit den rund 19 Mitarbeitern der Ausbildungs-Alltag stattfindet. Was arbeitet sie da so zu Beginn des dritten Lehrjahrs? „Ich mache viel Klempnerei und heute habe ich mit einem Gesellen die Fliesen auf einem sanierten Balkon verlegt inklusive der Anschlüsse.“ Ihr Vater achtet schon darauf, dass die Tochter nicht vor allem die körperlich sehr anstrengenden Arbeiten übernimmt. „Andererseits will ich auch die ganze Vielfalt der Arbeit kennenlernen“, beschreibt es Marleen Solle. „Als Tochter des Chefs kenne ich die Kollegen schon lange, sie haben mich als Auszubildende super aufgenommen. Und ich mache die Arbeit als Dachdeckerin einfach sehr gerne und habe viel Spaß dabei.“ Die junge Frau hat ihre Berufung gefunden.

Zurück in Deutschland startete Marleen Solle im Familienbetrieb eine Ausbildung zur Dachdeckerin.
Zurück in Deutschland ging es für Marleen Solle im Familienbetrieb weiter mit der  Ausbildung zur Dachdeckerin.

Dachdeckerin freut sich auf die Gesellenzeit mit richtigem Gehalt

Nach der Realschule sah das noch anders aus. Der ältere Bruder stieg nach der Lehre in den elterlichen Betrieb ein, Marleen Solle wusste nicht so recht, was sie machen sollte. „Handwerklich arbeiten und basteln wollte ich schon immer. Da hat mir der Berufsberater eine Ausbildung als Zahntechnikerin empfohlen und nach einem Wochenpraktikum bin ich gestartet.“ Doch schon während der Lehre hat Solle bemerkt, dass der Job doch nicht so gut zu ihr passt. Durchgezogen hat sie die Ausbildung aber trotzdem bis Ende Januar 2018. Danach gönnte sie sich eine Auszeit und arbeitete fünf Monate in den USA bei einem Pferdetrainer. Das Reiten war und ist eine Leidenschaft der jungen Frau.

Den Job Dachdeckerin hat Marleen Solle nicht angefangen, um später einen Betrieb zu führen, sondern weil er ihr richtig gut gefällt.
Den Job Dachdeckerin hat Marleen Solle nicht angefangen, um später einen Betrieb zu führen, sondern weil er ihr richtig gut gefällt.

Als Solle zurückkam folgte direkt ein Praktikum im Familienbetrieb und die nächste Ausbildung als Dachdeckerin, verkürzt auf zwei Jahre. „Die Zwischenprüfung lief gut. Ich denke, dass ich es in den zwei Jahren tatsächlich schaffe.“ Sie freut sich schon jetzt auf die Zeit als Gesellin. „Dann verdiene ich nach fünf Jahren Ausbildung endlich richtiges Geld.“ Ob Solle danach irgendwann den Meister-Kurs machen will, weiß sie heute noch nicht. „Natürlich habe ich im Familienbetrieb Aufstiegschancen. „Aber ich will erst einmal weiter Praxis-Erfahrung sammeln. Und den Job Dachdeckerin habe ich nicht angefangen, um später einen Betrieb zu führen, sondern weil er mir richtig gut gefällt.“

Auf ihrem Instagram-Profil »roojfing_girlz« möchte die junge Dachdeckerin Mädchen für ihren Beruf begeistern.
Auf ihrem Instagram-Profil »roofing_girlz« möchte die junge Dachdeckerin Mädchen für ihren Beruf begeistern.

Dachdeckerin macht Nachwuchswerbung auf Instagram

Diese Einstellung möchte Solle gerne weitergeben an andere junge Frauen. Gemeinsam mit Freundin Caro führt sie ihr Instagram-Profil „roofing_girlz“, ins Leben gerufen vor der Reise nach La Réunion, im Sinne der Nachwuchswerbung weiter. „Wir wollen Mädels motivieren und ermutigen, Dachdeckerinnen zu werden. Es ist ja heute schon nicht mehr eine so große Seltenheit.“ Dass viele Betriebe zu wenig Personal für zu viele Aufträge haben, weiß Solle aus eigener Erfahrung. Und sie selbst ist ein gutes Beispiel dafür, was für Frauen möglich ist, wenn sie sich den Sprung vom Büro aufs Dach zutrauen.

Sie interessieren sich für das Thema Dachdecker werden. Dann lesen Sie unseren Artikel über die beste Absolventin der Meisterschule in Mayen.

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