
Kupferdach: D.H.W. Schultz saniert historische Maschinenzentrale
2. Mai 2025
Darauf ist Hamburg stolz: Die Speicherstadt im Hafen ist der größte historische Lagerhauskomplex der Welt. Die 15 großen Blöcke im beeindruckenden Backstein-Look sind ein echter Hingucker und mehr als 130 Jahre alt. Seit 2015 sind die Speicher UNESCO-Weltkulturerbe. Alt heißt aber auch: Es gibt immer was zu tun! Bei einem neuen Großprojekt – der Sanierung des historischen Gebäudes der Maschinenzentrale (Block M28) am Sandtorkai und der Erweiterung um einen Neubau (Block M29) – hat beim Dach die D.H.W. Schultz und Sohn GmbH Verantwortung getragen.
Spezialisiert auf Kupferdächer
Wenn in der Speicherstadt ein Dach gedeckt, saniert oder restauriert wird, ist D.H.W. Schultz und Sohn, Mitglied der DEG Alles für das Dach eG, meist nicht weit. Der älteste Handwerksbetrieb der Hansestadt hat in den vergangenen drei Jahrhunderten viele bedeutende Wahrzeichen Hamburgs eingedeckt. Besonders spezialisiert ist das Unternehmen auf Gebäudehüllen aus Metall – allen voran die charakteristischen Kupferdächer, die das Stadtbild prägen. „Wir haben schon vor 100 Jahren Dächer in der Speicherstadt eingedeckt“, berichtet Geschäftsführerin Isabel Matthiessen, die seit 2020 die Geschicke des Traditionsunternehmens leitet.

Dauerbaustelle Speicherstadt – und D.H.W. Schultz mittendrin
„Die riesige Speicherstadt mit ihren unzähligen Lagerhäusern ist quasi eine Dauerbaustelle“, erklärt die 48-Jährige. „Als Dachspezialist für historische Gebäude sind wir fast immer dabei.“ Dabei profitiert das Unternehmen auch von seiner breiten Aufstellung mit verschiedenen Gewerken: „Wir haben die Bereiche Dach, Blitzschutz, Brandschutz und Haustechnik vereint – das bietet hier in Hamburg kein anderes Unternehmen.“ Auch bei der Maschinenzentrale, welche die Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) jetzt sanieren und erweitern ließ, kam D.H.W. Schultz zum Zug.

Ein modernes Konzept in historischem Gewand
M28 ist die Hausnummer der historischen Maschinenzentrale im UNESCO-Welterbe – die ganze Speicherstadt ist nach Buchstaben durchnummeriert. In der ehemaligen Maschinenzentrale wollte die HHLA nun moderne Gewerbeflächen für Gastronomie, Ausstellungen, Start-ups, Events oder Agenturen anbieten: Lagerflächen waren gestern, moderne Büros in historischer Kulisse sind heute angesagt. „Ein interessantes Ensemble von Alt und Neu“ verspricht die HHLA auf der Homepage potenziellen Mietern auf insgesamt 4000 Quadratmetern.

Ein Gebäude mit besonderen Herausforderungen
Für D.H.W. Schultz bedeutete dies, sich mit einem Gebäude zu beschäftigen, das zwischen 1887 und 1888 erbaut wurde. Es versorgte einst die gesamte Speicherstadt mit Strom und Wasserkraft. 1943 wurde der Block durch einen Bombenangriff zerstört und bis heute nicht wieder vollständig aufgebaut“, erklärt Marcus Deckerdt, der sich bei diesem Projekt um die Vorplanung, Berechnung, technische Ausführung und vieles mehr gekümmert hat. „Vor dem Umbau wurde das Gebäude noch einmal entkernt, und unsere Haustechnik war schon früh mit ihrem Fachwissen dabei, um die neuen Grundleitungen für die Maschinenzentrale in einem potenziellen Hochwassergebiet zu verlegen.“
Doppelstehfalz und Querfalz für den Denkmalschutz
Die Baustelle war zweigeteilt. Neben die Maschinenzentrale setzte der Bauherr HHLA einen kompletten Neubau (M29), der sich architektonisch in die umliegende Bebauung einfügt. „Beim Altbau haben wir eine klassische Doppelstehfalzdeckung ausgeführt“, sagt Markus Deckerdt, „auf Wunsch des Architekten und des Denkmalschutzes teilweise mit Querfalz.“ Denn damit alles zur Speicherstadt passt, sollte das Dach wie eine traditionelle Tafeldeckung aussehen: „Die Achsmaße der Falze oder die Querfalzteilung mussten passen. Auch die Giebelhäuschen, in denen früher die Winden untergebracht waren, wurden neu eingedeckt.“

Moderne Dachtechnik für den Neubau
Das Flachdach des Neubaus zwischen den beiden Altbauten wurde als klassisches Warmdach mit einer Polymerbitumen-Kaltselbstklebebahn mit außenliegender Spezial-Aluminiumverbundfolie gedeckt. Darauf wurde eine Polyurethan-Dämmplatte pur mit eingelassenen Holzleisten verlegt, die mit den Sparren verschraubt wurden. „Darauf kam eine einlagige Kunststoffdachbahn, die wiederum auf 640 Quadratmetern mit einer klassischen Kupferstehfalzdeckung versehen wurde. Als Nutzbelag haben wir anschließend zusätzlich eine Bautenschutzmatte und Gehwegplatten verlegt, um den Zugang zum Technikgebäude zu sichern“, so Marcus Deckerdt.
Nachhaltiges Kupfer für die Umwelt
„Wir haben dabei kein Standardkupfer verwendet, sondern Aurubis Nordic Brown. Dieses Blech hat bereits ab Werk eine gleichmäßig braun oxidierte Oberfläche, die sich sonst erst im Laufe der Zeit aufgrund von Witterungseinflüssen entwickelt“, erklärt Isabel Matthiessen. Das Produkt sei vom Denkmalschutz explizit gewünscht und genehmigt worden – auch aus Umweltschutzgründen, damit weniger Kupferionen ausgewaschen werden und in das Wasser der Hafenbecken gelangen können. Über die geringe Umweltbelastung des voll recyclefähigen Werkstoffs Kupfer – auch in walzblank – und die Nachhaltigkeit lässt sich kaum streiten, so die D.H.W. Schultz-Fachfrau: „Hier haben wir mit ‚Nordic Brown’ den besseren Werkstoff verwendet.“

Ein Altbau mit Eigenleben und jeder Menge Anpassungsbedarf
Zurück zur eigentlichen Maschinenzentrale: „So ein Altbau ist krumm und schief. Das war schon eine Herausforderung“, sagt Deckerdt. Die Wände hätten sich im Laufe der Zeit auf sechs Meter Länge um etwa 50 Zentimeter nach außen bewegt, „also bogenförmig in Richtung Fleet“. Um den Charme des alten Gebäudes zu erhalten, habe man alles versucht, um die alten Sparren und die Schalung zu erhalten – „denn das sieht man jetzt von unten als Decke der Büroräume und das sieht natürlich schick aus. Man hat das Feeling von früher, aber in modernem Gewand.“ Um die großen neuen Dachfenster installieren zu können, musste deshalb ein zusätzlicher Wechsel zwischen den Sparren eingebaut werden.

Verzögerungen? Normal bei solch einer Herausforderung
Bei einem so anspruchsvollen Projekt sei es normal, dass es zu Verzögerungen komme, erläutert die Geschäftsführerin: „Laut Plan sollte alles vor eineinhalb Jahren fertig sein.“ D.H.W. Schultz war mit Unterbrechungen zwei Jahre lang beteiligt und Dachdeckermeister Mario Zunk als Bauleiter mit acht bis zehn Fachkräften ständig vor Ort, für die Unterkonstruktion halfen die eigenen Zimmerleute um Pascal Weiß. Das Auftragsvolumen war beachtlich: „Das kratzt an der Grenze von zwei Millionen Euro“, verrät Isabel Matthiessen.

Fast 300 Jahre Handwerkskunst – und kein Ende in Sicht
Als Hamburger Handwerksbetrieb, der im nächsten Jahr sein 300-jähriges Bestehen feiert, ist das Traditionsunternehmen in der Speicherstadt weiterhin ständig beschäftigt. „Wir rutschen jetzt zwei Häuser weiter und kümmern uns um den Block V. Da haben wir schon mit den ersten Arbeiten begonnen und finden plötzlich die Dachfenster wieder, die wir vor über 100 Jahren eingebaut haben“, freut sich die Chefin. „Die HHLA weiß eben, was sie an uns hat – seit Jahrhunderten!“
Sie interessieren sich für Projekte von D.H.W. Schultz? Dann lesen Sie unsere Story über die Sanierung des Kupferdaches der Markthalle in Hamburg-Blankenese.