
Attraktiver Beruf Dachdecker: deutlich mehr Azubis 2024
28. Januar 2025
Aktuell erhält der Beruf Dachdecker gesellschaftlich immer mehr die Wertschätzung, die er verdient. Als Klimahandwerk kann das Gewerk auf dem Dach punkten, auch bei den jungen Menschen, die eine sinnvolle, gut bezahlte Arbeit suchen. Und als eine Branche, die sich als krisenresistent erweist, in der Auftragsbücher gut gefüllt und damit der Job und die weitere Perspektive sicher sind. Zudem präsentiert sich das Dachdeckerhandwerk als innovativ und modern – ein wichtiger Faktor für Berufseinsteiger. „Wir setzen auf neueste Technologien wie Drohnen oder modernes Baustellenmanagement. Auch Künstliche Intelligenz spielt in vielen Betrieben bereits eine Rolle“, erklärt ZVDH-Vizepräsident Jan Voges.

8588 Auszubildende im Beruf Dachdecker
Da verwundert es nicht, dass die Dachdecker trotz des demografischen Wandels steigende Ausbildungszahlen für 2024 vermelden können. 8588 Auszubildende sind in den Betrieben über alle drei Jahrgänge hinweg in einer Lehre, noch einmal 1,2 Prozent mehr als 2023. Dabei hilft ein Vergleich, um die Bedeutung dieser Zahlen zu verstehen. Mehr Auszubildende gab es zuletzt 2003 mit 8590 jungen Menschen, zu einer Zeit als die Altersstruktur noch einer Pyramide und nicht wie heute einem gleichmäßigen Plateau glich. Bei denen, die 2024 ihre Ausbildung im Beruf Dachdecker starteten, gab es 2024 sogar ein sattes Plus von 5,2 Prozent.

Aktivitäten in der Nachwuchswerbung zahlen sich aus
Sehr erfreut zeigt sich denn auch Rolf Fuhrmann, als stellvertretender Hauptgeschäftsführer beim Zentralverband des Deutschen Dachdeckerhandwerks (ZVDH) zuständig für den Bereich berufliche Bildung. Zwei Gründe sieht er für den Anstieg: „Einmal die stabile wirtschaftliche Lage des Dachhandwerks in einem schwierigen konjunkturellen Umfeld und zum anderen die verstärkten Aktivitäten der Landesverbände und des ZVDH in Sachen Nachwuchsgewinnung.“

Betriebe investieren Geld und Zeit in Ausbildung
Hinzu kommt sicherlich auch, dass die Betriebe vor Ort oft händeringend nach Fachkräften fahnden und verstärkt auf die Ausbildung setzen. Und dafür vermehrt bereit sind, Zeit und Geld zu investieren, etwa in den Aufbau und die Pflege von Social Media Kanälen, in Präsenz auf Ausbildungsmessen, in Kooperationen mit Schulen, in eigene Events oder die Beteiligung an vorhandenen Formaten wie dem Girls’Day. Belohnt werden sie oftmals mit Artikeln in Zeitungen oder sogar Beiträgen im regionalen Fernsehen, was wiederum die Bekanntheit erhöht. Zuletzt machte auf diese Weise das Projekt Azubi-Tausch von ZEP-Team, Dämgen und Dein Dach by Hemmersbach von sich reden. Klappern gehört zum Handwerk – zumindest die nachrückende Generation setzt inzwischen offensiv auf Werbung für den Beruf Dachdecker.

Ausbildungsabbrüche weiter leicht rückläufig
Erfreulich ist auch, dass die Zahl der Ausbildungsabbrecher erneut leicht zurückgegangen ist. Denn zentral bleibt die Aufgabe, möglichst alle neuen Lehrlinge bis zum Gesellenbrief zu bringen und darüber hinaus im Dachdeckerhandwerk zu halten. „Dass die jungen Leute als Fachkräfte in den Betrieben bleiben, ist weiterhin eine zentrale Aufgabe für alle Beteiligten“, erklärt Fuhrmann.
Zentrale Aufgabe: junge Fachkräfte im Betrieb halten
Das zeigt ein Blick auf die jüngste Azubi-Befragung des ZVDH. Dort erklärten rund zwei Drittel der Lehrlinge, dass sie sich gut vorstellen könnten in ihrem Betrieb zu bleiben. Doch was ist mit dem anderen Drittel? Da haben offenbar einige Betriebe noch ihre Hausaufgaben zu machen und den jungen Leuten so attraktive Bedingungen zu bieten, dass diese gerne bleiben. Das werden in Zukunft auch vermehrt junge Frauen sein. Die Zahl weiblicher Azubis ist 2024 erneut gestiegen, von 350 im Jahr 2023 auf jetzt 390. Das sind zwar nur 4,5 Prozent aller Auszubildenden, aber bei den Frauen liegt sicher noch größeres Potential.

Erfolgreiche Azubi-Projekte der Landesverbände
Ein Landesverband, der die Zahl neuer Azubis 2024 besonders steigern konnte, ist Brandenburg. 101 Lehrlinge unterzeichneten einen Vertrag, das sind 17,44 Prozent mehr als im Vorjahr. Der Erfolg kommt nicht von ungefähr. Die Brandenburger starteten im August 2023 das Pilotprojekt einer interaktiven Lernplattform mit der zusätzlichen Übergabe von 300-Euro-Wertgutscheinen an die Ausbildungsbetriebe für alle neuen Azubis im brandenburgischen Dachdeckerhandwerk. Die neue Plattform als zeitgemäße Form des Lernens für den Beruf Dachdecker bewegt sich endlich auf Augenhöhe mit der Smartphone- und Tablet-affinen Jugend. Noch höher fällt die Steigerung in Baden-Württemberg mit 21,82 Prozent aus. Das hat sicher mit der bundesweit herausragenden Nachwuchskampagne „Oben ist das neue Vorn“ zu tun.

Mitarbeit im Projekt „Handwerk macht Schule“ zahlt sich aus
Als erfolgreich erweist sich auch die Beteiligung des ZVDH am bundesweiten Projekt „Handwerk macht Schule“. Hier werden praxisbezogene Lehrmaterialien entwickelt, die Lehrer auf einer Plattform herunterladen können. Mit Trigonometrie am Dach gibt es bereits ein erstes Thema mit Bezug zum Dachdeckerhandwerk. Darüber konnten bereits 65 000 SchülerInnen erreicht werden und es gab inzwischen 2600 Downloads“, berichtet Fuhrmann. Ein zweites Modul ist jüngst fertiggestellt worden zum Thema Gründach. Insgesamt soll es 15 Unterrichtseinheiten mit praktischem Bezug zum Beruf Dachdecker geben.

Medien berichten öfter positiv über den Beruf Dachdecker
Das Projekt trägt sicher dazu bei, Vorurteile bei Lehrern abzubauen und das Image des Gewerks zu verbessern. Letzteres gilt auch für die zunehmende Medienpräsenz. So berichtete jüngst der MDR in einem TV-Beitrag positiv über den Beruf Dachdecker und ließ dort einen Azubi zu Wort kommen. Aufgegriffen wurden in diesem Bericht Zahlen des Instituts der Deutschen Wirtschaft, wonach Dachdecker zu den Top-3-Berufen im Handwerk zählt, hinter Baggerfahrer und Zweirad-Mechatroniker. Auch die überdurchschnittliche Bezahlung der Lehrlinge im Beruf Dachdecker fand Erwähnung. Und der zu Wort kommende Azubi Janek Schneider sagte einen Satz, der vor einigen Jahren noch eine Rarität war, heute aber schon selbstverständlich klingt. „Meine Eltern waren auch sehr froh, dass ich was im handwerklichen Bereich mache.“
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