
Muster-Holzbau-Richtlinie: Bauen mit Holz wird einfacher
28. November 2024
Bauen mit Holz liegt voll im Trend, die Holzbauquote ist in Deutschland auf 22 Prozent gestiegen. Das ist kein Wunder in Zeiten der Energiewende, denn Holz ist ein nachwachsender und regional zugänglicher Rohstoff, während der Hausbau mit Beton energieintensiv ist, vor allem, was die Herstellung der Materialien angeht. Dennoch ist der Holzbau bislang vor allem bei Ein- und Zweifamilienhäuser stark – aber weniger im Mehrfamilienhausbau.
Bundesrat bringt neue Muster-Holzbau-Richtlinie auf den Weg
Doch gerade hier könnte der serielle Holzbau mit industrieller Vorfertigung eine Wende weg vom Beton einleiten. Ein wichtiger Schritt auf diesem Weg ist die jüngst vom Bundesrat beschlossene neue Muster-Holzbau-Richtlinie. „Über drei Jahre haben Fachleute aus 16 Bundesländern und andere ExpertInnen daran gearbeitet, das Bauen mit Holz in Deutschland zu vereinfachen und gleichzeitig den Brandschutz zu wahren“, erklärt Ina Scharrenbach, Ministerin für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung des Landes Nordrhein-Westfalen.

Mehrfamilienhäuser in Holzrahmenbauweise
Der wichtigste Punkt der neuen Muster-Holzbau-Richtlinie ist, dass sie den Anwendungsbereich für das Bauen mit Holz ausweitet. Zukünftig können auch Mehrfamilienhäuser unterhalb der Hochhausgrenze von 22 Metern in Holzrahmenbauweise errichtet werden. Bisher war dies nur in Massivholzbauweise möglich, vor allem aus Brandschutzgründen. Bei der Holzrahmenbauweise wird ein Gebäude mit einem Holzständerwerk errichtet und durch Leichtfaserplatten mit Dämmung dazwischen stabilisiert. Im Gegensatz dazu bestehen bei der Holzmassivbauweise die Wände aus durchgängig dicken Holzplanken, was deutliche höhere Kosten verursacht.
Gleichstellung in Sachen Brandschutz
Jetzt wird die Holzrahmenbauweise in Sachen Brandschutz bei Bauten über sieben Meter Höhe gleichgestellt. „Diese Änderung macht den Bau kostengünstiger und stärkt die serielle Vorfertigung“, erläutert Scharrenbach. Zudem wird die Muster-Holzbau-Richtlinie auch auf Sonderbauten ausgeweitet. Dazu zählen Büro- und Industriegebäude, Veranstaltungshallen oder Supermärkte.

Discounter setzt auf Holzbau
Bei den Discountern setzt etwa Aldi auf den Holzbau. „Bei Neubauten freistehender Märkte setzen wir verstärkt auf den Baustoff Holz“, heißt es in einer Pressemeldung von Aldi Nord. Ein wesentlicher Vorteil sei, dass Bäume ein nachwachsender und damit nachhaltiger Rohstoff sind. Alle Holzbauteile würden werksseitig vorgefertigt und auf der Baustelle lediglich montiert. Der Holzbau sei eine Option für freistehende Märkte in Standardbauweise, die bei immer mehr Neubauten zum Einsatz komme. Rund 50 Aldi Märkte in Deutschland sind laut der Meldung bereits in Holzbauweise eröffnet oder aktuell im Bau – Tendenz steigend.
Einwilligung der EU-Kommission erforderlich
Jetzt gilt es, die neue Muster-Holzbau-Richtlinie in das jeweilige Länderrecht einzuführen. „Damit verschaffen wir dem Holzbau in Nordrhein-Westfalen weiteres Wachstum. Wir wollen das Bauen noch einfacher, schneller und umweltschonender machen. Als nachwachsender Rohstoff leistet Holz einen wegweisenden Beitrag zur ressourcenschonenden und nachhaltigen Entwicklung des Bauwesens. Wir sind startklar und brauchen jetzt das ‚Go’ der Europäischen Kommission”, so Scharrenbach. Dieser Prozess der Notifizierung dauert zwischen drei und sechs Monaten. Danach kann die neue Muster-Holzbau-Richtlinie dann als technische Baubestimmung formal eingeführt werden.

Push für den seriellen Holzbau
Was möglich ist mit der neuen Muster-Holzbau-Richtlinie, zeigen Projekte im seriellen Holzbau, die mithilfe digitalisierter Prozesse und Standardisierung die Bauzeiten pro Haustyp stark verkürzen und auch die hohen Kosten für Planung und Statik senken. So will etwa die Nokera AG den seriellen Holzbau im Bereich der dringend benötigten Mehrfamilienhäuser voranbringen, quasi als Plattenbau wie früher in der ehemaligen DDR. Es geht um die Schaffung bezahlbaren Wohnraums und deshalb ist auch die Politik sehr interessiert. In Möckern bei Magdeburg hat die Nokera AG die nach eigenen Angaben weltweit größte Fabrik zur Produktion von Wohngebäuden in serieller Holzbauweise errichtet.
Sie interessieren sich für Holzbauprojekte? Dann lesen Sie unsere Story über den Bau einer Sport- und Kulturhalle in Holzbauweise.