Fachkräftemangel Dachdecker: was unsere Leser dazu sagen

Fachkräftemangel Dachdecker: was unsere Leser dazu sagen

4. Februar 2021

 · Knut Köstergarten

Ehrlich gesagt: So viel persönliche Resonanz gibt es selten auf eine unserer Storys. „Fachkräfte selbst ausbilden und binden“ lautete der Titel im Oktober 2020 – beworben über unser Facebook-Profil bei Dachmarketing. Dor haben wir beispielhaft zwei Betriebe vorgestellt, die keinen Fachkräftemangel kennen, weil sie ihre Leute gut bezahlen, ihnen Extras bieten und ein echtes Teamwork. In diesem Artikel wollen wir einmal unsere Leser, natürlich anonymisiert, mit ihren Kommentaren zu Wort kommen lassen.

Bild von Dachdecker beim Falzen
Die vielfältige Arbeit auf dem Dach ist ein wichtiger Grund, den Beruf zu ergreifen. Wechseln tun die Gesellen dann aus ganz anderen Gründen.

Fachkräftemangel Dachdecker: oft hausgemacht oder nicht?

Der Tenor insgesamt: Es wundert keinen der Leser, dass laut Studie der Soka-Dach fünf Jahre nach der Ausbildung nur noch 41,3 Prozent der Jung-Gesellen im Dachdeckerhandwerk beschäftigt sind. Denn leider gut es neben den guten Betrieben, die ihre Fachkräfte auf allen Ebenen wertschätzen, immer noch zu viele andere Betriebe, die das eben nicht tun. Die zentralen Gründe für Abwanderung aus Sicht unserer Leser: schlechte Bezahlung, Arbeitslosigkeit im Winter, keine Zuschläge, unsichere Aussicht auf eine auskömmliche Rente.

Fachkräftemangel Dachdecker: Eure Kommentare auf Instagram

D. J: „Ich habe auch Dachdecker gelernt und zwei Jahre nach der Ausbildung noch auf dem Dach gestanden. Bin jetzt seit fünf Jahren verbeamtet im Justizvollzug. Das war mit Abstand die beste Entscheidung in meinem Leben. Ich arbeite körperlich nichts und verdiene deutlich mehr als damals auf dem Dach. Ich bin verbeamtet, brauche mir keine Gedanken um meinen Job zu machen und gehe mit 60 mit einer gut bezahlen Pension nachhause. Ich würde niemals wieder zurück aufs Dach gehen.

Bild von Dachdeckern auf dem Dach
Wie lange halten Mitarbeiter auf dem Dach die körperliche Arbeit aus? Die oft fehlende Absicherung bei einem Ausscheiden aus dem Beruf vor dem Erreichen des Rentenalters ist ein Problem.

F. G: „Na kein Wunder die Löhne und mitunter die Akzeptanz in der Gesellschaft sprechen für sich.“

D. K: „Kein Wunder. Das Berufsbild als Dachdecker ist ein sehr großes Spektrum. Ich selbst bin Meister seit sechs Jahren . Der Beruf ist außergewöhnlich. Allerdings fehlen diverse Möglichkeiten als auch Zuschläge etc. Die man woanders bekommt. Darum wechsele ich mit 34 Jahren zur Bundespolizei im gehobenen Dienst und mache eine neue Ausbildung nach 17 Jahren . Allerdings verdient man schon hier mit allen Zuschlägen rund 2.500 Euro netto, mit Familie. Der Staat bietet einfach mehr.“

J. B: „Die Bezahlung war der Grund warum ich gewechselt habe.“

Bild von Dachdecker auf Dach
Harte Arbeit und in manchen Betrieben zu wenig Gehalt mit Phasen von Arbeitslosigkeit im Winter dafür. Das ist ein wichtiger Grund, warum junge Dachdecker-Gesellen sich einen anderen Beruf suchen.

C. D: „Weil viele nicht im Lehrbetrieb übernommen werden, als Lehrling bloß als billige Arbeitskraft fungieren, im Winter nach der Ausbildung stempeln müssen, man als Junggeselle am ehesten entlassen wird, wenn es schlecht läuft und weil man in vielen Lehrbetrieben schlichtweg nicht das nötige Know-how gelehrt bekommt und nicht für den Arbeitsmarkt geeignet ist. DAS trifft natürlich nicht auf jeden Betrieb zu und leider dennoch auf die meisten Gewerbe in Deutschland: SHK, Maler, Maurer, Dachdecker.“

J. D: „Wer nur Bananen füttert, kann sich auch nur Affen halten.“

K. R: „Moin, habe Dachdecker gelernt, war dann zehn Monate danach noch als Geselle tätig, wurde dann eingezogen zum Grundwehrdienst hatte mich danach auf acht Jahre weiterverpflichtet. Dann kam mein Dienstzeit-Ende und ich hatte die Wahl, wieder aufs Dach oder das was ich acht Jahre beim Bund gemacht habe zivil weiter. Die Lösung war schnell da. Umgeschult zur Fachkraft für Lagerlogistik und Berufskraftfahrer beim Dachdecker-Einkauf in Kiel und da bin ich bis heute.“

Fachkräftemangel Dachdecker: Eure Kommentare auf Facebook

M. L: „Ist überall im Handwerk so und ist auch kein Wunder. Knuff bis 67 und man kann in diversen anderen, einfacheren Jobs dasselbe Geld verdienen, ohne sich kaputt zu machen.“

M. K: „Nun ja, ich bin von 1992 bis jetzt Dachdecker. Und erfahrungsgemäß muss ich sagen, wenn ich für dasselbe Geld was körperlich anderes machen könnte, was auch einigermaßen gut zu einem passen würde, würde ich es machen. Das Problem, was sich mir auf jeden Fall stellt: Wie soll ich es bis 65 oder vielleicht 70 schaffen, den Beruf auszuüben? Da gibt es keinerlei Hilfen vom Staat. Auf gut Deutsch, wenn du körperlich mit 50 kaputt bist, wirst du alleine gelassen.“

Bild von älterem Dachdecker bei den Feinarbeiten an einer Dachrinne
Bis zur Rente auf dem Dach: Das ist in vielen Betrieben nicht die Regel.

H. F: „Bezahlung, Betriebsklima, Umgang mit den Mitarbeitern…, die Liste ist lang.“

D. W: „Das ist doch Blödsinn. Egal wie sehr man sich anstrengt, es kommt kein Nachwuchs. Warum sollen die jungen Burschen körperlich hart arbeiten, wenn sie mit Rumsitzen etwa im Bereich EDV deutlich mehr Geld verdienen können? (…)  Also warum die Hände schmutzig machen, wenn es auch deutlich leichter ist sein Geld zu verdienen? Bei Wind und Wetter draußen, egal ob Schnee, Sturm, Regen, 40 Grad Außentemperatur. Und selbst wenn einige durchhalten und ihre Ausbildung beenden, kann man da von 100 Leuten vielleicht zehn gebrauchen. Aber die zehn Leute wissen dann auch, was sie können und man kann nur eine Menge Geld bezahlen, damit sie bleiben.“

O. S: „Woran das wohl liegt: Befristete Verträge, im Winter oft arbeitslos, Bezahlung oft unter Tarif.“

S. Q: „Ich bin seit 2012 Helfer und denke, ich mache meine Sache wie ein Geselle auch. Habe versucht die letzten zwei, drei Jahre nebenberuflich meinen Gesellen zu machen, aber keine Chance. Kein Wunder, dass keiner mehr nach der Ausbildung weitermachen will. Ich habe es mittlerweile aufgegeben. Aber allen anderen viel Glück.“

K. V: „Kalt, nass, heiß, Überstunden, unbezahlte Heimwege, gefährliche Arbeit. In der Industrie gibt’s mehr Geld. Winterzeit heißt weniger Geld. Wenn man seinen Beruf nicht liebt, kann ich es ganz gut verstehen. Man hat viele Aufopferungen.“

Ma. B: „Ich habe 20 Jahre durchgehalten bei ein und derselben Firma. Aber nach sieben Jahren nur auf Montage, da ist mir meine Familie wichtiger als das Geld. Verdiene jetzt mehr und bin jeden Tag 14 Uhr zuhause. Dafür hab ich mehr Verantwortung und mehr Gefahrenpotential.“

M. O: „Das fällt euch erst jetzt auf. Wie wäre es mal mit mehr Geld und Urlaub und am besten früher in Rente schicken.“

M. B: „Dazu kann ich nur sagen, guten Morgen! Und bevor es festgestellt wird , in anderen handwerklichen Berufen ist es ganz genauso. Alles hausgemacht, keine ordentliche Bezahlung aber 150 Prozent Leistung wollen.“

Sie interessieren sich für Betriebe, die auf zufriedene Mitarbeiter setzen. Dann lesen Sie unsere Story über den Berliner Vorzeige-Dachdecker Viellechner

Artikel jetzt teilen!

Weitere Artikel

Personalführung

Fachkräfte: Schaaf GmbH findet Mitarbeitende über persönlichen Kontakt

Newsletter-Anmeldung

DACH-Ticker

Valentin Bremer gewinnt German Craft Skills 2024 der Dachdecker

Der Sieger der German Craft Skills 2024 Valentin Bremer kommt aus Hessen und hat von 200 möglichen Punkten 178,70 erreicht. Den zweiten Platz belegte John Seltmann aus Sachsen, Dritter wurde Linus Esseln, der Landessieger aus Rheinland-Pfalz. Bremer und Seltmann haben sich für die 30. IFD-Weltmeisterschaft junger DachdeckerInnen im Jahr 2026 qualifiziert. „Es ist immer wieder eine große Freude zu sehen, wie sehr sich junge Menschen für ihr Handwerk begeistern“, erklärte ZVDH-Vizepräsident Jan Voges, der als Zuschauer vor Ort war.

30. Oktober 2024

Georg Harrasser wird neuer Geschäftsführer bei Nelskamp

Georg Harrasser übernimmt ab November 2024 die Geschäftsführung der Dachziegelwerke Nelskamp. Der 58-jährige Maschinenbauingenieur ist ein alter Bekannter in der Bedachungsbranche. Nach mehr als 25 Jahren bei der BMI Group war Harrasser zuletzt als Präsident bei der Carlisle Construction Materials Europe tätig. Er folgt auf Heiner Nelskamp, der im Mai 2024 als Geschäftsführer in Rente gegangen ist. „Nelskamp ist ein bekannter Name und wird als ein führender Hersteller von Dacheindeckungsmaterial in Deutschland sehr geschätzt. Der Ausbau des deutschen sowie internationalen Geschäfts ist eine spannende Aufgabe, auf die ich mich sehr freue“, so Harrasser.

17. September 2024

A. Ewald Kreuzer wird Ehren-Landesinnungsmeister der bayerischen Dachdecker

Nach Abschluss der Neuwahlen der Vorstandschaft auf dem jüngsten Landesverbandstag der bayerischen Dachdecker stellte der neu gewählte Landesinnungsmeister Mario Kunzendorf den Antrag, A. Ewald Kreuzer für seine herausragenden Verdienste während seiner knapp 20-jährigen Amtszeit als Landesinnungsmeister zum Ehren-Landesinnungsmeister zu ernennen. Kunzendorf bekräftigte die Aussage von ZVDH-Präsident Dirk Bollwerk, dass mit der Zeit von Kreuzer als Landesinnungsmeister eine „Ära“ zu Ende gehe und ergänzte, dass dieser Begriff selten treffender hätte sein können.

18. Juli 2024

ifo Institut erhöht Prognose auf 0,4 Prozent Wirtschaftswachstum für 2024

Das ifo Institut hat seine Prognose für das Wirtschaftswachstum im laufenden Jahr auf 0,4 Prozent heraufgesetzt, von 0,2 Prozent bislang. Im kommenden Jahr dürfte es sich beschleunigen auf 1,5 Prozent. „Es entsteht gerade neue Hoffnung“, sagt ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser. „Die deutsche Wirtschaft arbeitet sich langsam aus der Krise. Das zweite Halbjahr 2024 dürfte deutlich besser ausfallen als das erste.“ Gleichzeitig wird die Inflation abflauen, von 5,9 Prozent im vergangenen Jahr auf 2,2 Prozent in diesem und auf nur noch 1,7 Prozent im kommenden Jahr.  

20. Juni 2024

17 Prozent weniger Baugenehmigungen im April 2024 als im Vorjahr

Im April 2024 wurde in Deutschland der Bau von 17 600 Wohnungen genehmigt. Wie das Statistische Bundesamt mitteilt, waren das 17 Prozent oder 3600 Baugenehmigungen weniger als im April 2023. Im Vergleich zum April 2022 sank die Zahl der Baugenehmigungen sogar um 43,5 Prozent oder 13 500 Wohnungen. Von Januar bis April 2024 wurden 71 100 Wohnungen genehmigt. Das waren 21 Prozent oder 18 900 Wohnungen weniger als im Vorjahreszeitraum. „Deutschlands Wohnungsnot verschärft sich weiter. Was heute nicht genehmigt wird, können wir morgen nicht bauen und wird den Mieterinnen und Mietern am Markt fehlen“, erklärt Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands Deutsches Baugewerbe.

18. Juni 2024

Bundesweite Zoll-Razzia gegen Ring von Dachdecker-Betrügern

Die Staatsanwaltschaft Osnabrück ist mit einer Großrazzia unter anderem im Raum Osnabrück und Leer gegen ein illegales Netzwerk sogenannter fliegender Dachdecker vorgegangen. Bei den Ermittlungen gegen Dachdecker-Betrüger geht es unter anderem um den Vorwurf Schwarzarbeit. Laut Staatsanwaltschaft Osnabrück vollstreckten in einer Razzia 590 Zollbeamte mehr als hundert Durchsuchungsbeschlüsse in Niedersachsen, Hamburg und Berlin. Außerdem unterstützten Spezialkräfte der Polizei die Durchsuchungen von Wohnungen und Gebäuden. Es wurden laut Staatsanwaltschaft Arrestbeschlüsse in Höhe von mehr als 800 000 Euro erwirkt. Es seien deshalb umfangreiche Vermögenswerte in bar sichergestellt worden.

4. Juni 2024

Auftragseingang im Bauhauptgewerbe steigt im Februar 2024 erstmals wieder an

Der reale, also preisbereinigte Auftragseingang im Bauhauptgewerbe ist nach Angaben des Statistischen Bundesamtes im Februar 2024 gegenüber Januar 2024 kalender- und saisonbereinigt um 1,8 Prozent gestiegen. Das gilt auch für die Umsätze, die sich sogar um 2 Prozent erhöhten. Der Auftragseingang nahm im Hochbau um 0,5 und im Tiefbau um 2,9 Prozent zu. Auch gegenüber dem Februar 2023 gibt es eine Steigerung um 0,9 Prozent.

25. April 2024

Positiver Trend im Dachdeckerhandwerk: Steigerung der Azubizahlen

Die aktuellen Zahlen zeigen einen erfreulichen Anstieg der Azubizahlen im Dachdeckerhandwerk. Derzeit erlernen 8490 junge Menschen diesen Beruf, was einem leichten Anstieg um 0,75 Prozent im Vergleich zum Vorjahr mit 8427 Auszubildenden entspricht. Rolf Fuhrmann, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands des Deutschen Dachdeckerhandwerks (ZVDH), betont die positive Entwicklung trotz der allgemeinen Ausbildungssituation und intensiver Konkurrenz mit anderen Berufen.

7. Februar 2024

Holzhandel erzielt im Jahr 2023 deutlich weniger Umsatz

Das schwierige wirtschaftliche Umfeld verbunden mit einer sehr schwachen Baukonjunktur sorgten beim deutschen Holzhandel 2023 insgesamt für einen Umsatzrückgang von 15 Prozent. Teilweise ist dieser Umsatzrückgang aber auch weiter nachgebenden Preisen geschuldet. Die Jahresauswertung des monatlichen GD Holz Betriebsvergleiches zeigt deutlich, dass die schwachen Absatzmärkte im vergangenen Jahr voll auf die Umsatzentwicklung der Branche durchgeschlagen haben. Alle wichtigen Sortimente im Holzhandel sind von diesem Umsatzrückgang betroffen, am stärksten Schnittholz mit einem Umsatzrückgang von 24 Prozent.

2. Februar 2024

ifo Institut: Rentenalter an steigende Lebenserwartung koppeln

Das ifo Institut Dresden hat sich dafür ausgesprochen, das Rentenalter an die steigende Lebenserwartung zu koppeln. „Einige unserer Nachbarländer haben das bereits beschlossen, so die Niederlande, Schweden und Finnland“, sagt ifo-Rentenexperte Joachim Ragnitz. In den Niederlanden werde folgende Regel angewendet: Wenn die Menschen drei Jahre länger leben, müssen sie zwei Jahre länger arbeiten und bekommen ein Jahr länger Rente. Das Verhältnis von Rentnern zu Erwerbstätigen würde damit auch nach dem Jahr 2040 stabil bei rund 40 Prozent liegen und nicht auf fast 50 Prozent steigen, wie derzeit prognostiziert. 

16. Januar 2024